Ich kann’s!
Ich drehe eine Laufrunde in der Schwarzenbergallee in Wien. Neben mir ein junger Vater mit seiner Tochter, die gerade Radfahren lernen soll. Noch hält sie der Vater, unterstützt sie bei der zittrigen Balance. „ Treten, du musst treten!“, ruft er dem konzentrierten Mädchen zu. Wenn das nur so einfach wäre! Sie müht sich sichtlich, fällt, steigt vom Rad ab und dann doch wieder auf. Noch ein Versuch, der nächste Versuch. Dann geht der Weg leicht abwärts. „ Lass es einfach laufen!“, ruft ihr der Vater zu . . . und das Kind lässt es laufen. Rollen, treten, Gleichgewicht halten, der Vater kommt laufend kaum noch nach. Gerade noch berührt seine Hand den Gepäckträger, dann gelingt auch das nicht mehr. Sie rollt davon. Hält die Balance. Sie fährt. Die helle Stimme des Mädchens überschlägt sich fast: „ Ich kann’s!! Ich kann’s! Papa, Ich kann’s!“
Was für eine Freude, diesem Moment beiwohnen zu dürfen! Ganz tief drinnen rühren sich Erinnerungen. Das erste Mal stehen ( um dann gleich wieder auf die fette Windel zu plumpsen), die ersten Schritte alleine. Später dann schreiben, lesen, rechnen. Da fügt sich eines zum anderen, ein Buchstabe, ein Wort, ein Text, ein Buch. Schwimmen, wenn du merkst, das Wasser trägt dich. Jedes Mal der Moment, wenn ein neuer Raum aufgeht, wenn sich etwas „ erhellt“, wenn sich plötzlich eine neue Welt eröffnet. Wenn etwas gelingt, das zuvor noch nicht zum Leben gehört hat. Möge dieses Gefühl alle Taferlklassler begleiten und nie enden!