Der Zauber der Diva
Staatsoper: Netrebko, Eyvazov, Petean
Sie ist wieder gesund. Und trat nun in der zweiten Aufführung von Verdis „ Trovatore“als Leonora an: Anna Netrebko, stimmlich wieder voll da, stand im Mittelpunkt dieser spannungsreichen, dynamisch aufgeheizten Aufführung, in der auch Marco Armiliato die Schwachstellen des ersten Abends in den Griff bekam.
Langer Jubel, Bravogeschrei, eine stehende Ovation für alle Beteiligten!
Die Rolle der Leonora ist für die Netrebko seit den Salzburger Festspielen 2015 zu einer Paradepartie geworden: Stimmlich wie im Spiel gestaltet sie ihre Cavatine „ Tacea la notte“, Arien wie „ D’amor sull’ali rosee“oder die Cabaletta hinreißend gelöst, mit berückenden Höhen und Pianostellen und im Ausdruck in einer berührenden Mischung aus Leidenschaft, Melancholie, Liebestraum, Sehnsucht, Todesbereitschaft. Da wird er Zauber einer Diva spürbar.
Marco Armiliato führt das Staatsopernorchester kraftvoll, energisch, animiert, die Instrumentengruppen zu saftig leuchtenden Farben und mitunter schwelgerischem Ausdruck. Wirkte das Orchester beim ersten „ Trovatore“noch etwas müde von Salzburg und musste sich schon für die nächste Tournee rüsten, so war es hier in jedem Moment präsent.
In Daniele Abbados danebengegangener, hässlicher Inszenierung mit trostlosen Bühnenbildern Graziano Gregoris und phantasielosen Kostümen Carla Tetis, die den „ Trovatore“in die Franco- Zeit verlegen, tritt neben der Netrebko eine souveräne bis verlässliche Sängerschar an:
Netrebko- Gatte Yusif Eyvazov, mit dem sie erstmals in der Staatsoper gemeinsam auftrat, ist ein verlässlicher Manrico, der Stimmzauber und kostbare Tenorfarben seiner berühmten Vorgänger etwas vermissen lässt. Die von allen mit Spannung erwartete Stretta war alles andere als das Signal für die Schlacht.
Der Bariton George Petean ist ein eindrucksvoller Graf Luna mit kultiviert geführter Stimme, kämpferisch, düster verschlossen, erbarmungslos. Man glaubt ihm, dass er Feinde brutal hinrichtet. Luciana D’Intino ist eine irrlichternde Zigeunerin Azucena mit kraftvoll leuchtendem Mezzo – zwischen Todesvisionen, Angst vor dem Feuertod und Hingabe an Manrico. Jongmin Park gefällt als Ferrnado.