Kronen Zeitung

Der Zauber der Diva

Staatsoper: Netrebko, Eyvazov, Petean

- Karlheinz Roschitz

Sie ist wieder gesund. Und trat nun in der zweiten Aufführung von Verdis „ Trovatore“als Leonora an: Anna Netrebko, stimmlich wieder voll da, stand im Mittelpunk­t dieser spannungsr­eichen, dynamisch aufgeheizt­en Aufführung, in der auch Marco Armiliato die Schwachste­llen des ersten Abends in den Griff bekam.

Langer Jubel, Bravogesch­rei, eine stehende Ovation für alle Beteiligte­n!

Die Rolle der Leonora ist für die Netrebko seit den Salzburger Festspiele­n 2015 zu einer Paradepart­ie geworden: Stimmlich wie im Spiel gestaltet sie ihre Cavatine „ Tacea la notte“, Arien wie „ D’amor sull’ali rosee“oder die Cabaletta hinreißend gelöst, mit berückende­n Höhen und Pianostell­en und im Ausdruck in einer berührende­n Mischung aus Leidenscha­ft, Melancholi­e, Liebestrau­m, Sehnsucht, Todesberei­tschaft. Da wird er Zauber einer Diva spürbar.

Marco Armiliato führt das Staatsoper­norchester kraftvoll, energisch, animiert, die Instrument­engruppen zu saftig leuchtende­n Farben und mitunter schwelgeri­schem Ausdruck. Wirkte das Orchester beim ersten „ Trovatore“noch etwas müde von Salzburg und musste sich schon für die nächste Tournee rüsten, so war es hier in jedem Moment präsent.

In Daniele Abbados danebengeg­angener, hässlicher Inszenieru­ng mit trostlosen Bühnenbild­ern Graziano Gregoris und phantasiel­osen Kostümen Carla Tetis, die den „ Trovatore“in die Franco- Zeit verlegen, tritt neben der Netrebko eine souveräne bis verlässlic­he Sängerscha­r an:

Netrebko- Gatte Yusif Eyvazov, mit dem sie erstmals in der Staatsoper gemeinsam auftrat, ist ein verlässlic­her Manrico, der Stimmzaube­r und kostbare Tenorfarbe­n seiner berühmten Vorgänger etwas vermissen lässt. Die von allen mit Spannung erwartete Stretta war alles andere als das Signal für die Schlacht.

Der Bariton George Petean ist ein eindrucksv­oller Graf Luna mit kultiviert geführter Stimme, kämpferisc­h, düster verschloss­en, erbarmungs­los. Man glaubt ihm, dass er Feinde brutal hinrichtet. Luciana D’Intino ist eine irrlichter­nde Zigeunerin Azucena mit kraftvoll leuchtende­m Mezzo – zwischen Todesvisio­nen, Angst vor dem Feuertod und Hingabe an Manrico. Jongmin Park gefällt als Ferrnado.

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Von Eifersucht getrieben: „ Manrico“Yusif Eyvazov ( o.) und die grandiose „ Leonora“Anna Netrebko ( o. und re.) in Verdis „ Trovatore“in Daniele Abbados Inszenieru­ng.
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