Nicht auf den Hund gekommen!
Kammerspiele der Josefstadt: L. Halls „ Shakespeare in Love“
Ein buntes Völkchen mit Marlowe und Shakespeare, mit Möchtegernschauspielern und einer ambitionierten Dame aus gutem Haus, bevölkert die Bretter der Kammerspiele. Und für alle bedeuten sie die Welt: Man bemüht sich der Filmvorlage und der Londoner West-EndProduktion nahe zu kommen. Ein netter Versuch!
„ Beseelt mich“, seufzt Viola, die Jungfrau aus reichem Stall, zu Beginn von „ Shakespeare in Love“, in Marc Normans und Tom Stoppards Leinwandhit ( Bühnenfassung: Lee Hall, Übersetzung: Corinna Brocher). Sie bringt alsbald mit ihrer Leidenschaft für die Schauspielerei Londons, von puritanischem Dünkel ( es dürfen keine Frauen auf die Bühne) geprägte Theaterszene zu Zeiten des großen Dichters gehörig in Aufruhr. Männer sind oft die besseren Frauen – und umgekehrt: Dieses Bäumchenwechsel-dich- Spiel wird in der Komödie aber nur kurz genutzt. Denn wo Liebe mitsamt Begierde hinfällt . . .
Es ist charmant, was die Kammerspiele da präsentieren, aber noch fehlt Tempo, auch der Witz scheint etwas gezwungen, gebremst. Es tritt zwar ein drolliger Hund auf, auf den Hund gekommen ist die Chose keines- wegs. Regisseur Fabian Alder ( Bühne: Ines Nadler) übte sich im dezenten Arrangement mit großen Auftritten, etwa der Königin Elisabeth ( Ulli Maier), rabiaten, aber nicht brutalen Theaterkonkurrenten ( Siegfried Walther, Oliver Huether u. a.) und einer skurrilen Theatertruppe mit Figuren zwischen dick und dünn, gemein und enthusiastisch, leidend und selbstverliebt. Mit Kostümen perfekt und geschmackvoll ausstaffiert ist das alles von Kostümbildner Frank Lichtenberg ( und man denkt: Mann macht es manchmal doch besser).
Liebe, die nicht sein darf, Romeo und Julia und ihr erschütternder Tod – und echte Freunde: Dominic Oley ( Shakespeare), Swintha Gersthofer ( Viola), Oliver Rosskopf ( Marlowe), Claudius von Stolzmann ( Mercutio) und der Rest des Ensembles lieben Theater, zeigen Gefühl!