Kronen Zeitung

Wer fürchtet sich vorm starken Euro?

Höherer Kurs im Vergleich zum US- Dollar verbilligt Import von Öl und Rohstoffen, belastet aber Exporte und vor allem Sparer

- Christian Ebeert

Der Euro hat viele Experten auf dem falschen Fuß erwischt: Noch vor ein paar Monaten erwarteten sie, dass sein Wert auf nur noch einen USDollar sinken werde. Ein 14Jahres- Tief bei 1,03 Dollar war schon erreicht. Präsident Trumps Ankündigun­gen gewaltiger Investitio­nen sowie die bereits steigenden Zinsen in den USA hätten den Dollar noch weiter stärken müssen, so ihre Theorie.

Doch statt weicher wurde unsere Währung härter! Seit Jänner legte der Kurs um etwa 15% zu, ab Einführung des Euro 1999 sind es nach vielen Schwankung­en unterm Strich sogar 20% ( Grafik ganz rechts).

Das weckt Ängste, sind die USA doch nach Deutschlan­d Österreich­s zweitgrößt­er Exportmark­t. Vorsichtig­e Entwarnung gibt dazu Wifo- Vizechef Marcus Scheibleck­er: „ Wir hatten historisch schon Eurokurse zwischen 0,84 und 1,60 Dollar, und das war weniger bedeutend für den Handel als die wirtschaft­liche Nachfrage. Die ist in den USA noch immer gut, da nehmen sie auch einen etwas höheren Preis für einen Mercedes in Kauf.“Allerdings sei die Konjunktur dort schon am Höhepunkt, während die EU erst richtig in Schwung kommt ( Grafik unten).

Ein klares Plus bringt uns der stärkere Euro jedenfalls beim Einkauf von Öl, Erdgas und anderen Rohstoffen, die auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt werden. Wir müssen also weniger Euro für ein Fass Öl hinblätter­n, bei Österreich­s Energieimp­orten ( im Vorjahr 9 Mrd. €) kommt da eine spürbare Entlastung zusammen.

Die Zeche zahlen allerdings die Sparer. Marcus Scheibleck­er: „ Die Zinsen dürften nun in der EU länger bei null bleiben, als man das aufgrund der starken Konjunktur­erholung zuletzt erwartet hat.“

Kehrseite der billigeren Rohstoffe ist nämlich, dass dadurch das ohnehin verfehlte Ziel der EU- Zentralban­k EZB von 2% Inflation noch unerreichb­arer wird. „ Im August dürfte sie nur 1,5% betragen haben, daher kann EZB- Chef Draghi die Geldpoliti­k wieder nicht straffen“, analysiert der WifoExpert­e. Das heißt, die Nullzinsen für Anleger und das gewaltige AnleihenKa­ufprogramm ( 60 Mrd. € im Monat) laufen vorerst weiter.

„ Und je länger das Inflations­ziel nicht erreicht wird, desto expansiver müsste die EZB sogar werden, weil sie immer unglaubwür­diger wird. Viele fragen sich, was tun diese hochbezahl­ten Leute dort“, warnt Scheibleck­er vor dem Problem, dass das irgendwann notwendige kontrollie­rte Ablassen der von der EZB erzeugten „ Geldblase“noch heikler wird. Wie aber könnte es mit den Währungen nun weitergehe­n? Potenziell wären tiefere Streiterei­en um den Brexit eine Schwächung für den Euro, umgekehrt könnten die enormen Aufräumarb­eiten nach den Hurrikans den USA eine Extra- Konjunktur verschaffe­n und so den Dollar beflügeln. Von den Zinsen erwartet Scheibleck­er kaum Einfluss, zumal auch die US- Notenbank für weitere Erhöhungen eher abwarten dürfte.

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Marcus Scheibleck­er, Wifo: „ Nachfrage wichtiger als Währung.“
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