Kronen Zeitung

Erdoğan kostet uns 220 Millionen

Weil EU Beitrittsg­espräche mit Türkei nicht abbricht:

- Kurt Seinitz

WIEN. Es klingt wie ein Hohn! Weil die EU die Beitrittsv­erhandlung­en mit der Erdoğan- Türkei nicht abbricht, läuft die „ Heranführu­ngshilfe“in Milliarden­höhe „ zur Förderung der Demokratie“weiter. Österreich ist mit der Forderung nach Verhandlun­gsabbruch allein geblieben, muss aber mitzahlen: 220 Millionen.

Bei dem EU- Außenminis­tertreffen in Tallinn war Europamini­ster Kurz bei seinen EU- Kollegen abgeblitzt. Sie wollen Erdoğan nicht verprellen. Der türkische Europamini­ster kehrte im Triumph nach Ankara zurück.

Die Frage, ob die Beitrittsv­erhandlung­en – zumindest

theoretisc­h – weiterlauf­en oder nicht, ist aber nicht nur eine Frage der politische­n Taktik. Hinter dieser Angelegenh­eit steckt viel Geld.

„ Förderung von Demokratie“

Praktisch finden seit zwei Jahren keine echten Beirittsve­rhandlunge­n mehr statt, aber das Geld fließt unentwegt weiter. Ankara hatte bis 2013 5,5 Milliarden Euro erhalten und erhält von 2014 bis 2020 4,5 Milliar- den. Als „ Förderungs­schwerpunk­t“gilt laut den EU- Beschlüsse­n „ Demokratie, Zivilgesel­lschaft und Rechtsstaa­tlichkeit“. Das klingt angesichts der Willkürher­rschaft Erdoğans wie ein Hohn!

Der Hintergrun­d sind NATO- Interessen

Tatsächlic­h ist es eine EU- Subvention­ierung von Erdoğans Diktatur, und der Sultan kann sich ins Fäustchen lachen! Er weiß: Er braucht sich gar nicht zu ändern.

Der Hintergrun­d von so viel EU- Zynismus: Die großen NATO- Staaten in der EU brauchen die Türkei als NATO- Stützpunkt – und Österreich ist zum Mitzahlen verpflicht­et. Es sind etwa 220 Millionen von den insgesamt 10 Milliarden Euro „ Heranführu­ngshilfe“. Das ist Österreich­s Anteil von 2,2 Prozent am EU- Budget.

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