Die Politik in Tracht
Wenn die Lenker der Republik in traditionelle Kleidung schlüpfen, dann nicht, weil ihnen nach Lederhose und Hirschknöpfen ist. Sie wollen WIhlern Signale senden – besonders in unsicheren Zeiten.
Es sind nicht nur SlimfitAnzüge, die in den Kleiderschränken der Politiker hängen. Auch Loden und Filz sind wieder en vogue. Kern, Kurz und die anderen Spitzenkandidaten bekennen sich regelmäßig zur Tracht.
Dahinter steckt freilich Kalkül. „ Tracht ver- mittelt Tradition, Sicherheit, Bodenständigkeit. Das Besinnen auf die eigenen Wurzeln. Das ist besonders in turbulenten Zeiten wichtig, und das wissen die Politiker natürlich“, erklärt Trachtenexpertin Birgit Indra von Sportalm.
Lange Zeit von den Politikern gemieden
Das war allerdings nicht immer so. In der Nachkriegszeit war Tracht verpönt, zu lange hatten die Nazis damit den Nationalismus in Deutschland und Österreich unterstrichen. Jörg Haider als bekennender Trachten- Träger hat in den 1990er- Jahren ebenfalls dafür gesorgt, dass andere Parteien die traditionelle Kleidung mieden.
Doch dann kam der Umschwung. „ Auch mit der immer lauter werdenden Kritik an der EU wurde Heimatmode wieder zum Trend“, so Indra. Trotz Völkerbündnis sei man „ in erster Linie Österreicher“– so zumindest das Signal an die Wähler.
Auch Bundeskanzler Christian Kern sprang auf den Zug auf. „ Lederhose und Trachtenstutzen sind ein Muss bei einem traditionellen Trachtenumzug wie dem Villacher Kirchtag“, postete er auf Facebook und hängte Bilder des bunten Treibens an.
„ Ein Verkleidungskünstler“, verdreht Peter Pilz im „ Krone“- Gespräch die Augen. Pilz betreibt eine kleine Alm in der Steiermark, seine zehn Jahre alte Hirschlederhose zieht er dort regelmäßig zur Holzarbeit im Freien an. Bei Trachten- Events sieht man ihn damit nicht. „ Das sind ideale Arbeitshosen. Die halten ewig.“