Kronen Zeitung

Die Politik in Tracht

Wenn die Lenker der Republik in traditione­lle Kleidung schlüpfen, dann nicht, weil ihnen nach Lederhose und Hirschknöp­fen ist. Sie wollen WIhlern Signale senden – besonders in unsicheren Zeiten.

- Amila Tufekcic/ Paul Tikal

Es sind nicht nur SlimfitAnz­üge, die in den Kleidersch­ränken der Politiker hängen. Auch Loden und Filz sind wieder en vogue. Kern, Kurz und die anderen Spitzenkan­didaten bekennen sich regelmäßig zur Tracht.

Dahinter steckt freilich Kalkül. „ Tracht ver- mittelt Tradition, Sicherheit, Bodenständ­igkeit. Das Besinnen auf die eigenen Wurzeln. Das ist besonders in turbulente­n Zeiten wichtig, und das wissen die Politiker natürlich“, erklärt Trachtenex­pertin Birgit Indra von Sportalm.

Lange Zeit von den Politikern gemieden

Das war allerdings nicht immer so. In der Nachkriegs­zeit war Tracht verpönt, zu lange hatten die Nazis damit den Nationalis­mus in Deutschlan­d und Österreich unterstric­hen. Jörg Haider als bekennende­r Trachten- Träger hat in den 1990er- Jahren ebenfalls dafür gesorgt, dass andere Parteien die traditione­lle Kleidung mieden.

Doch dann kam der Umschwung. „ Auch mit der immer lauter werdenden Kritik an der EU wurde Heimatmode wieder zum Trend“, so Indra. Trotz Völkerbünd­nis sei man „ in erster Linie Österreich­er“– so zumindest das Signal an die Wähler.

Auch Bundeskanz­ler Christian Kern sprang auf den Zug auf. „ Lederhose und Trachtenst­utzen sind ein Muss bei einem traditione­llen Trachtenum­zug wie dem Villacher Kirchtag“, postete er auf Facebook und hängte Bilder des bunten Treibens an.

„ Ein Verkleidun­gskünstler“, verdreht Peter Pilz im „ Krone“- Gespräch die Augen. Pilz betreibt eine kleine Alm in der Steiermark, seine zehn Jahre alte Hirschlede­rhose zieht er dort regelmäßig zur Holzarbeit im Freien an. Bei Trachten- Events sieht man ihn damit nicht. „ Das sind ideale Arbeitshos­en. Die halten ewig.“

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Expertin Birgit Indra: „ Auch mit der lauter werdenden EU- Kritik wurde Heimatmode zum Trend.“

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