Reine Nervensache
Isteh damals am Balkonglander“, berichtete der Beschuldigte Hans F. „ Anghängt mitn Fensterputzgürtel von meiner Frau und reparier mei SAT- Schüssel. Auf amal rutsch i aus. Fall anderthalb Meter tiaf. Häng zwischn Himml und Erd und waß net, wia i wieder auf mein Balkon auffekumm.
In dem Moment macht der Herr Tuschek, mei Nachbar, sei Fenster auf und straht Brotbreserln aufs Fensterbrettl. I schrei: , Helfn S ma!‘ Er schreit zruck: , Ja, ja, kalt wirds!‘ I wink eahm verzweifelt. Er winkt freundlich zruck. I deut auf den Gürtl um mein Bauch, zeig in de Tiefe. Er ruaft ume: , Ja, ja, immer fleißig!‘
Dann hat er mir no amal zuagwunkn und hat sei Fenster wieder zuagmacht. Untn war lauter Nebl, niemand hat mi hänga gsehn.
Zehn Minutn bin i in der Luft geschwebt, bis mei Frau vom Supermarkt zruckkumma is. Weitere zehn Minutn hats dauert, bis i ihr ohganga bin. Dann hats mi endlich mit drei Nachbarsfrauen wieder auf den Balkon zurückgezogen.
Nach aner klan Stärkung bin i sofort zum Herrn Tuschek umegrennt und hab eahm zur Red gstellt, weil er ka Hülf verständigt hat. Hat er se dumm gstellt. Dadurch is es zu der Auseinandersetzung gekommen, wegn der er mi no klagt hat.“
„ Des hoche Gericht kann ma glaubn, dass i de verzweifelte Situation meines Herrn Nachbarn net erkannt hab“, erklärte der Kläger. „ Erschtens war a Nebl, zweitens hab i, wenns kühler is, immer a Watte in de Ohrn und versteh ka Wurt. I war der Meinung, der Herr Nachbar hat se absichtlich vom Balkon obelassn, weil er eahm vielleicht streichn wüll. Er hat mirs net glaubt, wia er zu mir kumma is. Er is immer zurniger wordn und hat mi schließlich so zum offenen Fenster gedrängt, dass i glaubt hab, er wüll mi jetzt auf Revanche obehaun. Da hab i um Hülfe gschrian.“
Hans F. wurde freigesprochen. Das Gericht billigte ihm große Erregung nach dem vorangegangenen Absturz zu.
„ Wie hoch wohnen Sie denn?“, fragte der Richter abschließend.
„ Im Hochparterre“, sagte der Kläger verächtlich. „ Aber aufgregt hat er se, Herr Rat, wia wann er in der Eiger- Nordwand ghängt war.“