Redekunst am Klavier
Musikverein: Dresdner, Thielemann
Im Zyklus Meisterinterpreten traten Christian Thielemann und seine Sächsische Staatskapelle Dresden mit Beethoven und Bruckner zur Saisoneröffnung im Musikverein an. Ein glanzvoller Abend, an dessen Anfang gleich der Höhepunkt stattfand: Rudolf Buchbinder spielte Beethoven 1. Klavierkonzert C- Dur.
Man weiß, mit welcher Intensität und Musizierfreude Buchbinder Beethovens Konzerte spielt. Da erlebt man eine Symbiose – aus fabelhafter Technik, analytischer Einfühlung und kunstvollem Aufdecken von thematischen und motivischen Zusammenhängen, aus Lust am üppig schwelgerischen Klavierklang und an feiner Vertiefung.
Beim 1. Klavierkonzert ( op. 15; 1795/ 98) – es ist eigentlich erst nach dem „ Zweiten“, dem Klavierkonzert B- Dur, entstanden – wusste Buchbinder diese Eindrücke noch zu toppen. Denn da entfaltet er mit leichter Eleganz den liedhaften Zauber dieses Werks. Da zeigt er die „ Beethoven’sche Redekunst am Klavier“, das Aussingen lyrischer Gedanken, aber auch die kunstvoll ausgespielten Details und den effektvollen Kontrastreichtum. Besonders im kantablen Largo- Mittelsatz lässt er das melodische Material in wunderbarer Intimität aufblühen. Fulminant das Final- Rondo in seiner Heiterkeit, seiner Freude an „ Konversation“zwischen Pianist und hervorragend disponiertem Orchester.
Buchbinder streift dabei jede Schwere ab, im Technischen wie in den Phrasierungen und dem Spiel der Motive, die er in leichter Eleganz gleichsam ausstreut.
Das Publikum feierte ihn gebührend.
Nach der Pause führte Thielemann Bruckners „ Erste“in der Linzer Fassung auf. Er versteht das Werk als kolossales Klangtheater mit klarer Architektur, breiten, voluminösen Steigerungen, mitunter stampfenden Rhythmen und festlichen Kängen. Imponierend.