Weltuntergänge
Akademietheater: Thomas Köck
Der Oberösterreicher Thomas Köck hat mit seinen 31 Jahren innerhalb der kleinen deutschsprachigen Theaterwelt schon allerhand Aufsehen erregt. Zu Recht, wie sein Debüt am Akademietheater beweist: „ paradies fluten“, der erste Teil seiner „ Klimatrilogie“, gerät dank exquisiter Besetzung eindrucksvoll, wenn auch nicht frei von Mühsal.
Nicht immer kann sich Köck vom überlebensgroßen Vorbild Elfriede Jelinek emanzipieren. Erkennbar orientiert er sich an der Maßlosigkeit ihrer dramatischen Wutobwaltungen. Doch seine Texte ohne Großbuchstaben und Satzzeichen spielen sich immer wieder frei und lassen sich zudem mit Gewinn in Personen und Situationen umsetzen: einerseits ein kolonialer Übermensch des 19. Jahrhunderts – ein Hybrid von Werner Herzogs „ Fitzcarraldo“–, der ein Opernhaus in den südamerikanischen Dschungel stellen will. Den dafür geopferten Eingeborenen steht eine heutige, vom Fresskapitalismus kolonisierte Durchschnittsfamilie gegenüber. Nicht frei von Agit- Prop
und pädagogischer Mühsal entwirft Köck ein Monumentalgemälde der Zerstörung, die der Mensch seinesgleichen und der Natur angedeihen lässt.
Dem Regisseur Robert Borgmann gelingt ein Endzeit- Happening mit starken Bildern von Chaos, Gewalt, Erstarrung und Untergang, gegliedert durch gut gearbeitete dialogische Passagen. Die Besetzung mit Elisabeth Orth, Katharina Lorenz, Sylvie Rohrer, Philipp Hauß und Aenne Schwarz ist fulminant. Doch leidet das Resultat an der Shakespeare- Länge von dreieinviertel Stunde: Schon zur Pause scheint alles Sagens- und Erwägenswerte mehrfach gestreckt.