Knallkomödie
„ Sommernachtstraum“an der Burg
Die Prognose war ungünstig: Kurz vor der Premiere entschied sich der deutsche Regisseur Leander Haußmann für die Verschiebung um vier Tage. Viel scheint sich bis Sonntagabend allerdings nicht zum Besseren gewendet zu haben: Shakespeares „ Sommernachtstraum“gerät dem Burgtheater zur biederen Knallkomödie in Überlänge.
Der „ Sommernachtstraum“ist ein vertracktes Stück. Unter dem Einfluss eines Feenzaubers brechen alle Dämme der Zivilisation, die Personen taumeln klassenübergreifend ins Chaos der Begierden und Grausamkeiten, die im eigenen Unbewussten nisten. In der Aufführungspraxis aber behauptete sich über Jahrhunderte ein denaturierter Märchenton. Selbst dem Emigranten Max Reinhardt entgleiste der „ Sommernachtstraum“zum Hollywood- Musical.
Kein Wunder, dass sich 1996 auch Leander Haußmann an dem Stück überhob. Die Salzburger Festspiele hatten ihm ein beispielloses Ensemble zugedacht. Doch selbst Otto Sander, Ulrich Wildgruber
und Ignaz Kirchner konnten das Resultat nicht wesentlich mildern.
21 Jahre später verlegt Haußmann die Ereignisse in eine Diktatur mit Mauern und Stacheldraht, doch in diesem Ambiente ereignet sich bloß eine anfangs amüsante, dann aber sich zusehends zur Plage auswachsende Knallgroteske, die keinerlei Erotik, Anarchie oder Bedrohlichkeit aufzubringen vermag. Ästhetisch erinnert das an das Kinderprogramm der DEFA- Studios in der alten DDR. Auszunehmen sind einige Pretiosen aus dem alten Ensemble: Johann Adam Oest, Peter Matic, Hermann Scheidleder und Martin Schwab erzeugen in den Rüpelszenen einen Sturm absurder Poesie.