Warum sind so viele Schüler schlecht in Deutsch?
Nur wer D eutsc h kann, darf in die Sc hule, sagen ÖV P und FPÖ. Aber ist das klug? W ir fragen Bildungsstadtrat Jürgen C zernohorszky.
50 Prozent der in Wien sprechen eine andere Umgangssprache als Deutsch, laut Pisa- Studie gehört jeder dritte Schüler unter anderem wegen Deutschdefiziten zur Gruppe der Risikoschüler. Herr Stadtrat, warum sind so viele Schüler dermaßen schlecht in Deutsch?
Ja, es gibt viele Kinder, die intensive Förderung beim Deutschlernen brauchen. Unsere Aufgabe ist es, alle Kinder dabei bestmöglich zu unterstützen. Wir haben die Sprachförderung im Kindergarten mehr als verdoppelt und mit dem Paket der Bildungsministerin die Sprachlehrer von 198 auf 350 verstärkt.
Laut ÖVP und FPÖ sollen nur jene Kinder zum Regelschulbetrieb zugelassen wer- den, die Deutsch beherrschen, alle anderen müssen in Förderklassen. Gute Idee oder Vollholler?
Klar ist: Ohne Deutsch gibt es keine erfolgreiche Integration. Alle Experten und Studien zu diesem Thema sagen uns, dass Kinder am besten dann eine Sprache lernen, wenn sie gemeinsam lernen und zusätzlich intensive Deutschförderung bekommen. Selbstverständlich braucht es dafür sehr viel Unterstützung für die Schulen – also noch mehr Sprachlehrer. Hier ist vor allem der ÖVP- Finanzminister am Zug!
Beispiel Volksschule Bernhardtstalgasse in Favoriten, die Sie selbst in Ihrer Funktion als Bildungsstadtrat besucht haben. 505 Kinder, 36 Natio- nen, nur 40 Prozent mit österreichischem Pass. Der Direktor selbst spricht von einer Brennpunktschule. Wie will man diesen Kindern Deutsch beibringen?
Indem man genau diese Schulen noch stärker unterstützt. Das passiert jetzt auch schon mit dem sogenannten „ Chancenindex“. Dabei bekommen Schulen mit besonders großen Herausforderungen zusätzliches Personal. Wien hat aus dem „ Integrationstopf“des Bildungsministeriums insgesamt 150 Personen für Sprachförderung, 43 zusätzliche Schulsozialarbeiter, 125 Personen für begleitende integrative Maßnahmen sowie sechs mobile interkulturelle Teams bekommen. Darüber hinaus hat Wien das Team der Schulpsychologie um 14 Personen aufgestockt.
Wo hat die Wiener SPÖ in den vergangenen Jahren bei der Migration Fehler gemacht oder läuft alles nach Plan A?
Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. So setzen wir beispielsweise jetzt viel stärker auf eine möglichst frühe Förderung im Kindergarten. Mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr wurde hier ein wichtiger Schritt gesetzt. Natürlich gilt es aber noch viel zu tun, weil das Ziel erfolgreicher Integration nur sein kann, dass die Menschen, die bei uns leben, auch Arbeit finden und an unserer Gesellschaft teilhaben!