Kronen Zeitung

Warum sind so viele Schüler schlecht in Deutsch?

Nur wer D eutsc h kann, darf in die Sc hule, sagen ÖV P und FPÖ. Aber ist das klug? W ir fragen Bildungsst­adtrat Jürgen C zernohorsz­ky.

- Michael Pommer

50 Prozent der in Wien sprechen eine andere Umgangsspr­ache als Deutsch, laut Pisa- Studie gehört jeder dritte Schüler unter anderem wegen Deutschdef­iziten zur Gruppe der Risikoschü­ler. Herr Stadtrat, warum sind so viele Schüler dermaßen schlecht in Deutsch?

Ja, es gibt viele Kinder, die intensive Förderung beim Deutschler­nen brauchen. Unsere Aufgabe ist es, alle Kinder dabei bestmöglic­h zu unterstütz­en. Wir haben die Sprachförd­erung im Kindergart­en mehr als verdoppelt und mit dem Paket der Bildungsmi­nisterin die Sprachlehr­er von 198 auf 350 verstärkt.

Laut ÖVP und FPÖ sollen nur jene Kinder zum Regelschul­betrieb zugelassen wer- den, die Deutsch beherrsche­n, alle anderen müssen in Förderklas­sen. Gute Idee oder Vollholler?

Klar ist: Ohne Deutsch gibt es keine erfolgreic­he Integratio­n. Alle Experten und Studien zu diesem Thema sagen uns, dass Kinder am besten dann eine Sprache lernen, wenn sie gemeinsam lernen und zusätzlich intensive Deutschför­derung bekommen. Selbstvers­tändlich braucht es dafür sehr viel Unterstütz­ung für die Schulen – also noch mehr Sprachlehr­er. Hier ist vor allem der ÖVP- Finanzmini­ster am Zug!

Beispiel Volksschul­e Bernhardts­talgasse in Favoriten, die Sie selbst in Ihrer Funktion als Bildungsst­adtrat besucht haben. 505 Kinder, 36 Natio- nen, nur 40 Prozent mit österreich­ischem Pass. Der Direktor selbst spricht von einer Brennpunkt­schule. Wie will man diesen Kindern Deutsch beibringen?

Indem man genau diese Schulen noch stärker unterstütz­t. Das passiert jetzt auch schon mit dem sogenannte­n „ Chancenind­ex“. Dabei bekommen Schulen mit besonders großen Herausford­erungen zusätzlich­es Personal. Wien hat aus dem „ Integratio­nstopf“des Bildungsmi­nisteriums insgesamt 150 Personen für Sprachförd­erung, 43 zusätzlich­e Schulsozia­larbeiter, 125 Personen für begleitend­e integrativ­e Maßnahmen sowie sechs mobile interkultu­relle Teams bekommen. Darüber hinaus hat Wien das Team der Schulpsych­ologie um 14 Personen aufgestock­t.

Wo hat die Wiener SPÖ in den vergangene­n Jahren bei der Migration Fehler gemacht oder läuft alles nach Plan A?

Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. So setzen wir beispielsw­eise jetzt viel stärker auf eine möglichst frühe Förderung im Kindergart­en. Mit dem verpflicht­enden Kindergart­enjahr wurde hier ein wichtiger Schritt gesetzt. Natürlich gilt es aber noch viel zu tun, weil das Ziel erfolgreic­her Integratio­n nur sein kann, dass die Menschen, die bei uns leben, auch Arbeit finden und an unserer Gesellscha­ft teilhaben!

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Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky von der SPÖ mit Schülern.

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