Kronen Zeitung

Im Goldstaub erstickt

Staatsoper: „ Salome“, Simone Young

- Stefan Musil

„ Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!“So beginnt die Oper von Strauss. Im besten Fall ein fiebrig flirrender musikalisc­her Rausch, der einen knappe zwei Stunden lang packt. Diesmal klang Narraboths Sehnen wie der Treppenwit­z zum Abend.

Nein. Diese Salome war nicht schön. Nicht auf der Staatsoper­nbühne. Es gibt sehr alte Inszenieru­ngen im Repertoire, wie die „ Tosca“oder „ Barbier“, die funktionie­ren wohl auch in zwanzig Jahren noch. Diese „ Salome“( 1972) mit ihren Klimt’schen Goldkringe­ln und affektiert­en Kostümen hat ihre Zeit überstande­n. Ein Wien- um- 1900- Albtraum eines Touristen.

Das mag 1972 mit einer Leonie Rysanek und einem Eberhard Wächter Sinn ge- macht haben. Wenn 2017 eine als leicht verkühlt angesagte Gun- Brit Barkmin und ein aus der Zisterne klagender Željko Lučić sich als Salome und Jochanaan versuchen, bringt das nichts.

Sie plagt sich, blass als Figur, mit ihren Höhen, er salbadert brav belkantesk seine Schmähunge­n vor sich hin. Zwischenme­nschliches, Konflikte, Spannung, Erotik bleiben auf der Kitsch- Strecke. Da blitzen höchstens Iris Vermillion­s Herodias und Ulrike Helzels Page ein wenig aus einem Gesamtense­mble, das Arbeit nach Spielplan abliefert.

Nur aus dem Orchesterg­raben, wo unter Simone Youngs straffer Leitung prächtig klangschön aufgespiel­t wird, erahnt man, wie aufregend „ Salome“ist.

 ??  ?? Debütierte als Prophet Jochanaan: Željko Lučić – Sie will den Kopf des Propheten Jochanaan: „ Salome“Gun- Brit Barkmin in der Staatsoper.
Debütierte als Prophet Jochanaan: Željko Lučić – Sie will den Kopf des Propheten Jochanaan: „ Salome“Gun- Brit Barkmin in der Staatsoper.
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