Im Goldstaub erstickt
Staatsoper: „ Salome“, Simone Young
„ Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!“So beginnt die Oper von Strauss. Im besten Fall ein fiebrig flirrender musikalischer Rausch, der einen knappe zwei Stunden lang packt. Diesmal klang Narraboths Sehnen wie der Treppenwitz zum Abend.
Nein. Diese Salome war nicht schön. Nicht auf der Staatsopernbühne. Es gibt sehr alte Inszenierungen im Repertoire, wie die „ Tosca“oder „ Barbier“, die funktionieren wohl auch in zwanzig Jahren noch. Diese „ Salome“( 1972) mit ihren Klimt’schen Goldkringeln und affektierten Kostümen hat ihre Zeit überstanden. Ein Wien- um- 1900- Albtraum eines Touristen.
Das mag 1972 mit einer Leonie Rysanek und einem Eberhard Wächter Sinn ge- macht haben. Wenn 2017 eine als leicht verkühlt angesagte Gun- Brit Barkmin und ein aus der Zisterne klagender Željko Lučić sich als Salome und Jochanaan versuchen, bringt das nichts.
Sie plagt sich, blass als Figur, mit ihren Höhen, er salbadert brav belkantesk seine Schmähungen vor sich hin. Zwischenmenschliches, Konflikte, Spannung, Erotik bleiben auf der Kitsch- Strecke. Da blitzen höchstens Iris Vermillions Herodias und Ulrike Helzels Page ein wenig aus einem Gesamtensemble, das Arbeit nach Spielplan abliefert.
Nur aus dem Orchestergraben, wo unter Simone Youngs straffer Leitung prächtig klangschön aufgespielt wird, erahnt man, wie aufregend „ Salome“ist.