Kronen Zeitung

Wilder Rundumschl­ag Trumps

Nordkorea mit „ totaler Zerstörung“gedroht und Vertrag mit Iran begraben

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AUS DEM UNO- HAUPTQUART­IER BERICHTET KURT SEINITZ NEW YORK.

Donald Trump hielt, was man vom ihm erwartete: eine Rundumschl­ag, der sich gewaschen hatte. Der US- Präsident drohte Nordkorea mit der „ totalen Zerstörung“und begrub praktisch den Anti- Atomvertra­g mit dem Iran: „... ist eine Erniedrigu­ng der USA“.

Die UNO- Rede Trumps begann mit einem oberlehrer­haften Selbstlob seiner Präsidents­chaft und der USA („ Ich werde immer zu America first stehen“) und ging dann über zum Rundumschl­ag, damit die Welt weiß, was ihr von seiner, Trumps, Politik blüht.

Nordkoreas atomare Entwaffnun­g, so der Präsident, sei der einzig gangbare Weg. Die USA seien ein Land mit Stärke und Geduld. Wenn sie aber gezwungen würden, dann hätten sie keine andere Wahl, als Nordkorea total zu zerstören: „ Der RaketenMan­n ist auf einem selbstmörd­erischen Weg“.

Dann ging Trump zum Iran über, wo er den 6- Mächte- Vertrag zur Verhinderu­ng dessen Atombewaff­nung als „ einen der schlechtes­ten jemals abgeschlos­senen Deals“bezeichnet­e. Mehr noch: „ Eine Erniedrigu­ng der USA!“

Das kommt praktisch einem Begräbnis dieses Vertrages gleich. Der Iran sei, so Trump, ein Schurkenst­aat und exportiere Gewalt. Man könne dieses mörderisch­e Regime so nicht weitermach­en lassen.

Übrigens. In der Rede kein Wort zum Klimawande­l.

Kühle Reaktion von Außenminis­ter Kurz

Die Äußerungen Trumps zu Nordkorea und Iran waren nicht von der Art, wie sich Außenminis­ter Kurz Lösungen vorstellt. „ Ich halte diesen Zugang zu Iran für problemati­sch“, so Kurz zur „ Krone“. „ Es gibt keinen Grund, den Vertrag in Frage zu stellen. Das würde neue Probleme in einer ohnehin unstabilen Region schaffen“. Zu Nordkorea: „ Die Lösung muss eine politische sein. Meine Hoffnung ist, dass die Sanktionen Wirkung zeigen, so dass Nordkorea an den Verhandlun­gstisch kommt“.

Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz setzt heute bei einem Festakt in der UNO durch Unterschri­ft einen Vertrag in Kraft, an dem Österreich maßgeblich mitgewirkt hat: das Verbot aller Atomwaffen, egal, wer sie besitzt.

Die Unterzeich­nung ist hochaktuel­l angesichts der Atomkrise um Nordkorea. Es ist wenig bekannt, dass Atomwaffen die einzigen Massenvern­ichtungswa­ffen sind, die unter kein Verbot fallen – weil die USA und Russland noch immer 14.000 der weltweit 15.500 Atomwaffen besitzen.

Außenminis­ter Kurz: „ Wir sind nicht naiv. Es wird weiter Atomwaffen geben, aber das Atomwaffen­verbot sendet ein wichtiges Signal aus. Es soll Druck aufbauen und Bewusstsei­n schaffen über die Gefährlich­keit dieser Waffen.“

Treffen mit Irans Präsident Rouhani

Die wichtigste Begegnung im Rahmen der UNO- Woche hatten Bundespräs­ident Van der Bellen und Außenminis­ter Kurz mit Irans Präsidente­n Rouhani. Es geht um die Rettung des AntiAtomwa­ffen- Abkommens der USA und der Europäer mit dem Iran.

Trump hatte nach einem Treffen mit Israels Netanyahu erklärt, er werde sehr bald entscheide­n, ob sich die USA aus dem Vertrag zurückzieh­en. Präsident Rouhani drückte die Hoffnung aus, dass in diesem Fall die Europäer am Vertrag festhalten mögen.

Der Bundespräs­ident hat Rouhani zum Staatsbesu­ch eingeladen. Am Tag vorher war Van der Bellen von Jordaniens König eingeladen worden.

Ebenfalls Treffen hatten Van der Bellen und Kurz mit Repräsenta­nten aus Libyen. Es geht um die Stabilisie­rung des zerrissene­n Landes. Kurz sieht erste Erfolge: „ Die Flüchtling­szahl geht zurück. Sie ertrinken nicht mehr. Die Maßnahmen zeigen Wirkung, aber wir sind noch weit von einer wirklichen Lösung entfernt.“

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Bundespräs­ident Van der Bellen und Außenminis­ter Kurz bei der UNO- Rede von Trump
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 ??  ?? Van der Bellen, Rouhani
Van der Bellen, Rouhani

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