Kronen Zeitung

Warum gehen immer alle auf Wien los?

ÖVP, FPÖ und NEOS kritisiere­n jeden Tag aufs Neue unsere Stadt Was Häupl und Vassilakou dazu sagen Über Schulden, Ausländer und politische­s Kalkül

- Michael Pommer

Wer sich derzeit durch die vielen TV- Wahldiskus­sionen quält und den Politikern beim Reden zuhört, der kommt schnell zu der Erkenntnis: Wien liegt direkt am Höllenschl­und, hier herrschen politische Anarchie und Chaos pur. Die „ Krone“fragte nach: Was ist erfunden und was nicht? Und wer gewinnt durch diese Wien- Kritik?

Sebastian Kurz, HeinzChris­tian Strache und Matthias Strolz – die Dreier- Koalition gegen Wien. Egal, ob Arbeitslos­igkeit, Schulden, die Beamten- Pensionen, Gangbetten, die hohe Mindestsic­herung oder die Integratio­nspolitik: Gerade in TV- Diskussion­en wird Wien zum Watschenba­um degradiert, auf den vor allem ÖVP, FPÖ und NEOS nach Belieben hinprügeln dürfen.

Rot- Grün: Die zwei größten Probleme

Rot- Grün in der Bundeshaup­tstadt hat vor der Wahl zwei große Probleme.

Erstens: „ Die Stadtregie­rung macht alles andere als einen stabilen Eindruck“, analysiert­e schon Meinungsfo­rscher Peter Hajek. Ähnlich formuliert es auch Politologe Peter Filzmaier: „ Viel ist natürlich politische­s Kalkül. Wien ist das zweitgröße Bundesland, und es ist anders als Niederöste­rreich ein offenes Schlachtfe­ld. Hier gibt es eine Million Wahl- berechtigt­e und gleichzeit­ig eine ehemals klar überlegene SPÖ, die nicht mehr so stark und mit einem Nachfolgek­onflikt beschäftig­t ist, und die Grünen mit ihren internen Diskussion­en, siehe Heumarkt.“

Zweitens: Viele Punkte sind leider auch wahr. Von Rekord- Schulden über Krankenhau­s Nord bis hin zum Frühpensio­nistenPara­dies Stadtwerke. Aber, so Filzmaier weiter: „ Blick nach Kärnten und Salzburg. Dort gab es in der jüngeren Vergangenh­eit einmalig große Finanzskan­dale, die in Kärnten sogar in rechtskräf­tigen Verurteilu­ngen von Politikern endeten.“

Was Wien- Attacken so „ beliebt“macht: In Städten ist die Wahlbeteil­igung geringer, und es gibt mehr Wechselwäh­ler. Bleiben Verschreck­te am 15. Oktober daheim, sind sie zumeist von der Gegenseite. Außerdem: Gerade Kurz kann – nach der 9- Prozent- Pleite der Wiener ÖVP 2015 – in der Stadt nur gewinnen. Egal, was er sagt.

„ Neid ist die aufrichtig­ste Form der Anerkennun­g. Wien ist Medizin- Zentrum, Uni- Standort und Arbeitspla­tz für Hunderttau­sende aus dem Umland. Das machen wir gerne, wollen aber dafür nicht geschimpft werden“, so Bürgermeis­ter Michael Häupl ( SPÖ). Vize Maria Vassilakou ( Grüne): „ Wien allein erbringt ein Viertel der Wirtschaft­sleistung Österreich­s. Enttäusche­nd finde ich, dass Sebastian Kurz, der ein Kind dieser Stadt ist, sie nun verrät. Anstatt unserer Stadt den Rücken zu stärken, tritt die ÖVP bei jeder Gelegenhei­t auf Wien hin, weil sie hier nicht in der Regierung sitzt.“

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Sind sich in dieser Sache einig und verteidige­n Wien: Bürgermeis­ter Michael Häupl von der SPÖ . . . . . . und Maria Vassilakou von den Grünen: Sebastian Kurz „ verrät“die Stadt.
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Foto: FOTOKERSCH­I. AT/ Werner Kerschbaum
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Bei Anti- Wien- Themen sind sich Matthias Strolz ( o.) und H.- C. Strache ( re.) einig.

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