Kronen Zeitung

Denkmal in der Wüste

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Vom Wiener Bürgermeis­ter Michael Häupl kann jeder halten, was er will. Der Glanz von früher ist matt geworden. Aber noch immer ragt Häupl aus der sozialdemo­kratischen Wüste wie ein einsames Denkmal heraus. Neben der völlig planlosen Truppe rund um den famos gescheiter­ten und in Rekordzeit verwelkten Christian Kern wirkt der um 17 Jahre ältere Wiener SPÖ- Chef Häupl wie ein eben dem Jungbrunne­n entstiegen­er Superstar.

Den Unterschie­d zwischen den beiden kann jeder mit freiem Auge erkennen: Michael Häupl ist ein mit allen Wassern gewaschene­r Berufspoli­tiker. Über Christian Kern weiß man eigentlich nur, dass er ungewöhnli­ch empfindlic­h ist. Menschlich mag das in Ordnung sein. In der turbulente­n Spitzenpol­itik sind allerdings krisenfest­e Persönlich­keiten gefragt.

In den kommenden Wochen des Regierungs­pokers mit FPÖ- Chef Heinz- Christian Strache und dem ÖVPKanzler­kandidaten Sebastian Kurz wird die SPÖ, die formal von Kern geführt wird, noch einige robustere Handwerker der Macht an der Spitze benötigen. Der nach dem Wahlkampf als bewiesen geltende Dilettanti­smus kann jedenfalls zu keinem Erfolg führen. Weder in einer Koalition noch in der Opposition.

Die SPÖ muss nun sehr aufpassen, dass sie nach dem Verlust des Anspruchs auf das Kanzleramt nicht auch noch die letzten Reste ihrer Glaubwürdi­gkeit verspielt. Jetzt geht es nicht um private Befindlich­keiten Einzelner, sondern um Verantwort­ung für das Land.

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