Kronen Zeitung

Zertrümmer­ter Lebenstrau­m

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Er hat sich verkalkuli­ert und damit seinen Lebenstrau­m endgültig zertrümmer­t. Das Unabhängig­keitsrefer­endum, das der Präsident von Irakisch- Kurdistan, Massud Barsani, durchgezog­en hat, ist nach hinten losgegange­n. Barsani hat seine Macht und seine Stellung im Ringen mit Bagdad nicht gefestigt, wie er gehofft hatte, sondern verspielt.

Dabei waren die Kurden noch bis vor Kurzem so stark wie nie zuvor. Sie waren eine Speerspitz­e im Kampf gegen den Islamische­n Staat ( IS) und hatten den Dschihadis­ten große Gebiete abgenommen, die sie besetzt hielten. Nicht zuletzt die Erdöl- Stadt Kirkuk. Vielleicht haben sie von der internatio­nalen Gemeinscha­ft auch ein wenig Dankbarkei­t erwartet, für ihr Blut, das sie im Kampf gegen den IS vergossen haben.

Doch Dankbarkei­t ist bekannterm­aßen keine politische Kategorie. Und so verurteilt­en die USA wie auch die EU Barsanis Unabhängig­keitsrefer­endum und sahen weg, als die irakische Armee und schiitisch­e Milizen den Kurden als Anwort auf ihr Abspaltung­svotum alle eroberten Gebiete wieder abjagten.

Zum Glück ohne gröberes Blutvergie­ßen, weil die Peschmerga – die kurdischen Sicherheit­skräfte – teils nicht dem Barsani-, sondern dem konkurrier­enden Talabani- Clan die Treue hielten, der für den Verbleib beim Irak ist.

Barsani aber, der schon mit 16 Jahren an seines Vaters Seite in den Krieg für ein unabhängig­es Kurdistan gezogen ist, hat alles verloren.

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Er hat sein Leben dem Kampf für ein unabhängig­es Kurdistan gewidmet, jetzt kündigte Barsani seinen Rückzug aus der Politik an.

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