Kronen Zeitung

Seine größte Leistung: Das Überleben

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„ Drama am Heiligen Berg“, heute, 20.15, in „ Servus TV“. Bergsteige­rIkone Reinhold Messner führt Regie, Sohn Simon spielt mit. Die beiden im Gespräch über Erziehung, Klettern und Lebensgefa­hr

Reinhold Messner, heute läuft in „ Servus TV“Ihre Regiearbei­t „ Ama Dablam – Drama am H eiligen Berg“, bei der es u. a. um eine Rettungsak­tion geht, bei der Sie Ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben?

Ja. Vier Alpinisten – darunter Peter Hillary, Sohn von Mount Everest- Erstbestei­ger Edmund Hilary – sind bei der Besteigung dieses Heiligen Berges in Nepal von einer Eislawine überrollt worden. Dabei gelingt es Hillary im letzten Moment, dass alle vier im Fels hängen bleiben; einer hängt allerdings in einem Überhang, sodass ihn die anderen drei nicht sehen können. Er meldet sich auch nicht. Und weil da dieser eine hängt, können sich die anderen drei nicht bewegen. Sie haben keine Chance, sein Leben zu retten, und müssen sich am Ende entscheide­n, diesen Vierten vom Seil zu schneiden, sonst wären alle gestorben.

Sie haben das 1979 vom Basislager aus beobachtet und eine Rettung unter Lebensgefa­hr organisier­t?

Ja. Und für den Film haben wir nun eine Woche an dieser schwierige­n Schlüssels­zene gearbeitet. Da sind erfahrene Bergsteige­r gefragt, nicht Schauspiel­er. Simon, Sie spielen dabei Ihren Vater?

Simon: Ja. Ich bin ja jetzt schon seit einiger Zeit ein bissel im Filmgeschä­ft tätig. Es gibt ja so unglaublic­h viele tolle Berg- Geschichte­n, die wir gerne erzählen würden. Nicht nur die mit meinem Vater. Außerdem war in diesem Projekt lange angedacht, dass ich Hillary doublen soll, nicht ihn.

Reinhold: Aber dann hat man gemeint, dass er mir so ähnlich schaut und lieber mich spielen soll.

Simon, Sie sind auch E xtrembergs­teiger, haben aber erst mit sechzehn mit dem Klettern begonnen. Warum so spät?

Ich glaub, weil’s daheim so ein riesiges Thema war. Wir wollten alle nix davon wissen. ( Simon hat noch drei Schwestern; Anm. von Vera). Ich hab dann erst mit Freunden begonnen.

Reinhold: Ich denk eher, es liegt daran, dass er schon als ganz Kleiner mit uns auf einen 3000er gegangen ist. Knapp unterm Gipfel hat er angefangen zu weinen. Ich hab ihm gesagt, du wirst es bereuen, also ist er mit Mühe doch noch die letzten Stufen rauf. Ich glaub, da hat er einen negativen Einfluss bekommen. War Ihr Vater sehr autoritär?

( lacht) Ganz selten, aber wir haben ihn da nicht ernst genommen. Erziehung war Sache meiner Mutter.

Reinhold: Ja, meine Frau organisier­t das ganze Familienle­ben, die Erziehung – unsere Jüngste ist ja erst fünfzehn – und die Finanzen. Dafür hatte ich immer die Freiheit, meine Leidenscha­ft auszuleben.

Großartige­r kann es gar nicht sein!

Schon Ihre Mutter hat Ihnen diese Freiheit gegeben?

Ja, und auch meine erste Frau. Beide haben mich nie vor der Gefahr zurückgeha­lten, haben ihre Ängste versteckt.

Simon, hat Ihre Mutter oder/ und Ihr Vater je versucht, Sie zurückzuha­lten?

Meine Mutter überhaupt nicht, aber sie kennt sich auch nicht so gut aus. Mein Vater hingegen hat oft Angst, da tut er mir leid, aber es hilft nix. Deshalb erzähl ich ihm oft gar nicht, wo ich bin, weil er dann beunruhigt wäre.

Reinhold: Natürlich hab ich Sorge, weil ich weiß, was passieren kann. Und ich weiß auch, dass er das meiste, was er gemacht hat, gar nicht erzählt. Bei seinen Erstbestei­gungen weiß ich ja oft nicht, wo das liegt . . .

Simon, haben Sie sich mit den E rstbesteig­ungen und den Leistungen Ihres Vaters besonders intensiv beschäftig­t? Simon: Nein. Ich interessie­re mich ge- nerell für den Alpinismus, der viel mehr ist als Sport. Meinen Vater habe ich dabei als Teil des Ganzen kennengele­rnt. Es gibt viele großartige Bergsteige­r, aber die meisten leben nicht mehr. Bei ihm ist es unglaublic­h, dass er all diese Jahre überlebt hat. Für mich ist das Größte, was er geleistet hat: Dass er überlebt hat!

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 ??  ?? Simon, der eben sein Biologiest­udium beendet hat – „ ist fasziniere­nd, aber ich bin halt kein Labormensc­h“– arbeitet nun mit seinem Vater beim Film.
Simon, der eben sein Biologiest­udium beendet hat – „ ist fasziniere­nd, aber ich bin halt kein Labormensc­h“– arbeitet nun mit seinem Vater beim Film.
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