Einfach umwerfend
Am22. September betrat ein Mann einen Greißlerladen im Wiener Bezirk Mariahilf. Da im Geschäft niemand zu sehen war, grüßte er laut und vernehmlich: „ Guten Morgen!“
Es rührte sich noch immer nichts, der Mann grüßte daher zum zweiten Mal sehr laut und deutlich: „ Daag!“
Weil noch immer niemand kam, hob der Mann die auf dem Pult stehende Käseglocke hoch, steckte eine dort liegende Knackwurst und ein Paket Quargel in die Tasche, griff anschließend noch nach zwei Semmeln und entfernte sich schleunigst.
„ I hab grad hint d Weintrauben aussurtiert“, berichtete der Greißler als Zeuge. „ Wann i über d Steign buckt bin, hör i nix, da steigt mas Bluat in de Uhrn. Aber in Quarglsturz hab i sehr wohl ghört. I bin glei auße und hab den Diab grad no bei der Tür außeflitschn gsehn. Er war sehr flink beim Davonhuschen.
, Hoit!‘, hab i gschrian und no amal: , Hoit!‘. Weil er weidagrennt is, hab i mei Rollbalknstangen wia an Speer in de Hand gnumma und hab eahms nachgschossn. Zwischen d Schulterblattln hab i eahm troffn. Sei Schuld, wann i eahm dabei verletzt hab. D Diab ghörn gstraft. Aa wanns nur um klane Summen geht. Als Greißler verdient ma eh nix. Da kann i ja glei zuasperrn. Aber des Greißlersterbn is a andere Gschicht, a traurige Gschicht – und tut jetzt hier nichts zur Sache. Aber es sei nur er- wähnt, weil de Gschicht vielleicht in de Zeitung kummt.“
Der Verletzte, ein Bau- arbeiter, war im Stützmieder erschienen. „ Habn S denn net ghört, dass i zwamal , Daag!‘ grüaßt hab?“, fragte er. „ I hätt de blede Jausn eh beim nächstn Mal zahlt. Se können mi do net mit an Speer ohschiaßn wia a Wüldsau! No dazua wegn aner Jausn. Mei Verletzung am Rücken war net ohne. I war tagelang in aner Privatklinik, weil i mi aner Operation unterziehen lassen musste.“
Der Geschäftsmann muss nun erhebliche Krankenhausrechnungen bezahlen. „ Aber dafür hab i jetzt a Glockn“, murmelte er im Weggehen. „ Wann jetzt aner de Tür aufmacht, läuts bei mir wia bei der Feuerwehr. Unerträglich. Was tuat ma net alles, damit de Kundschaft rundum zufrieden is.“