Lust am Gruseln
Es wird geschlachtet, zersägt, an Gliedmaßen geknabbert und bis zur Unerträglichkeit am Nervenkostüm gerüttelt. Horrorfilme bringen die Kinokassen zurzeit so zum Klingeln wie schon lange nicht mehr. Spiderman und seine Superhelden- Kollegen müssen sich dem Bösen endgültig geschlagen geben, sie können der Faszination von albtraumhaften Clowns wie dem schaurigen Pennywise aus Stephen Kings Gruselschocker „ Es“derzeit nichts entgegensetzen. Und das liegt nur zum Teil daran, dass Monster rund um Halloween Hochsaison haben.
Nicht nur im Kino hat das Böse Hochkonjunktur. In Deutschland trafen sich nervenstarke Fans vor Kurzem zur ersten „ Fear Convention“, um beim „ Angstkongress“dem kollektiven Horror mit Gleichgesinnten zu frönen. Bei den Streaming- Diensten boomen gruselige Serien wie „ The Walking Dead“oder „ Stranger Things“. Schrecklich schön scheint das alles zu sein.
Eigentlich könnte man meinen, dass die Welt an sich schon genug zum Fürchten ist. Die Nachrichten beweisen tagtäglich, dass das Leben ohnehin die größten Monster schreibt. Und dennoch scheint die Sehnsucht nach dem wohligen Schauer, nach dieser wohldosierten Portion Angst groß zu sein. Und im Vergleich zu den blutrünstigen Horrorschockern auf der Leinwand sieht die Welt plötzlich gar nicht mehr so schlimm aus.
Vielleicht brauchen Menschen ja Monster, um der Realität ihren Schrecken zu nehmen.