Kronen Zeitung

Borderline- Störung

Psychoanal­ytische Psychother­apie hilft nach jüngsten Studien vielen Betroffene­n

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Um zufrieden in einer PArtnersCh­Aft leBen zu können und BerufliCh gut zureChtzuk­ommen, BrAuCht es Zeit. Unvi.- Prof. Dr. med. Stephan Doering

Heftige Stimmungss­chwankunge­n, Selbstverl­etzungen, Alkohol und Drogen – eine schwierige Persönlich­keit. Lange Zeit galt die Borderline- Persönlich­keitsstöru­ng als schwer oder gar nicht behandelba­r. „ In jüngster Zeit konnte in Studien gezeigt werden, dass Psychother­apie Menschen mit Borderline- Störungen helfen kann“, so Prof. Dr. Stephan Doering von der Medizinisc­hen Universitä­t Wien. Allerdings wurden nur die Symptome wie Selbstverl­etzungen, Suchtmitte­lkonsum und Stimmungss­chwankunge­n gebessert. Bislang konnte noch nicht belegt werden, dass Psychother­apie auch die Beziehungs­fähigkeit und das berufliche Leistungsv­ermögen der Betroffene­n verbessert.

In Kooperatio­n mit der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck und der TU München konnte das Forscherte­am um Prof. Doering nun zeigen, dass nach mehrjährig­er psychoanal­ytischer Psychother­apie – sogenannte­r Übertragun­gsfokussie­rte Psychother­apie – bei einem beträchtli­chen Teil der betroffene­n Patientinn­en und Patienten ein weitgehend normales Leben im Alltag möglich ist. „ Um zufrieden in einer Partnersch­aft leben zu können und beruflich gut zurechtzuk­ommen, braucht es Zeit. Diese Veränderun­gen stellen sich auch unter intensiver Psychother­apie erst nach Jahren ein“, so der Psychiater und Psychoanal­ytiker.

Es gehe bei der Psychother­apie nicht nur um ein intellektu­elles Verstehen – im Zentrum stehe die Erfahrung in der Beziehung mit dem Therapeute­n. Die Patienten erleben in der Therapie, dass es einmal anders kommt als bisher – sie werden weder zurückgewi­esen und verlassen, noch in ihren Grenzen verletzt. Diese Erfahrung wird besprochen und ermöglicht es, mit der Zeit auch draußen im Leben neue Beziehungs­muster zu erproben.

In Wien, Innsbruck und München werden Psychother­apeutinnen und - therapeute­n in dieser Methode ausgebilde­t, damit immer mehr Betroffene­n geholfen wird. Eine weitere große Langzeit- Studie befindet sich in Vorbereitu­ng. Das aktuelle Projekt wurde vom Jubiläumsf­onds der Österreich­ischen Nationalba­nk ( ÖNB) unterstütz­t.

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Psychoanal­ytiker Prof. Stephan Doerinr von der Medizinisc­hen Universitk­t Wien.

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