Eine Frage der Ehre
FBI- Chef James Comey glaubte an einen schlechten Scherz, als er Anfang Mai vor Agenten in Los Angeles sprach und hinter ihm auf einem TV- Schirm plötzlich die Meldung auftauchte, dass US- Präsident Donald Trump ihn von seinem Posten enthoben habe. Wenig später war es Gewissheit: Trump hatte Comey mit einer fadenscheinigen Begründung entlassen.
In Wahrheit hatte sich Trump hintergangen gefühlt, weil Comey sich geweigert hatte, die Ermittlungen in der Russland- Affäre einzustellen. Aus diesem Grund laufen jetzt auch Ermittlungen wegen möglicher Behinderung der Justiz gegen Trump.
Für den US- Präsidenten ging die Entlassung Comeys also nach hinten los. Vor allem auch, weil das Justizministerium sich in der Folge aus Gründen der politischen Korrektheit veranlasst sah zu handeln, und mit Robert Mueller einen mit weitreichenden Befugnissen ausge- statteten Sonderermittler mit den Erhebungen rund um die Russland- Affäre beauftragte
Manche US- Kommentatoren vertreten die Ansicht, dass FBI- Chef Comey nie mit derselben Intensität in der Affäre ermittelt hätte, wie Mueller das nun tut. Vielleicht wären die Ermittlungen unter Comey sogar bereits eingeschlafen, hieß es etwa auf CNN.
Nach Comeys Entlassung aber ist es für Mueller eine Frage der Ehre, alles ans Licht zu bringen. Denn Mueller war einst selbst FBI- Chef und Comey ein Kollege und Freund. Trump hat sich somit einen wirklich gefährlichen Feind geschaffen.