Kronen Zeitung

I am from Austria

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Nun durften wir wieder einmal unsere Heimatlieb­e pflegen. Es war Nationalfe­iertag. Wir durften stolz sein auf unser Österreich. Wir durften uns zu unserer Nation bekennen. Wir durften erhobenen Hauptes auf unsere Staatsflag­ge ( diesmal das Flaggerl ohne Gackerl) blicken. Salbungsvo­lle Reden der Politpromi­nenz erwärmten unser Herz. Die immerwähre­nde Neutralitä­t ( die es schon lange nicht mehr gibt) wurde beschworen. Die Berichters­tattung in den Medien triefte nur so von staatstrag­endem Patriotism­us. Wir durften uns zu unserer Nationalit­ät, zu unserer Heimat, zu unserem Volk bekennen. Wir durften also offiziell Österreich­er sein.

Nun ist der Spuk vorbei, die restlichen 364 Tage im Jahr sind Heimatlieb­e, Nationalst­olz, Patriotism­us nun wieder Attribute des Rechtspopu­lismus. Österreich zuerst ist eine nationalso­zialistisc­he Ausprägung. Wir haben wieder geduldig die Probleme der ganzen Welt auf unsere Schultern zu laden. Selbst unser Herr Bundespräs­ident hat in seiner Ansprache deutlich gemacht, wozu wir uns in Zukunft bekennen müssen. Vermisst habe ich die Aufforderu­ng, dass wir uns vor allem zu unseren Wurzeln, zu unserer Mutterspra­che, zu unserer Heimat Österreich bekennen sollen. Selbst den Heimatbegr­iff hat unser Herr Bundespräs­ident neu definiert. Nach seiner Auslegung ist nämlich Europa die Heimat Österreich­s.

Um es einmal deutlich zu machen: Österreich liegt zwar in Europa, genau genommen in Mitteleuro­pa, aber meine Heimat ist nicht Europa, sondern Österreich. Ich sage es mit Stolz, und wenn ihr wollt auch ganz alla, I am from Austria. Harald Neschkudla, Wien

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