Kronen Zeitung

Wirksamer Einbruchsc­hutz

Beim Einbruchsc­hutz zeigen ganz einfache Maßnahmen oft große Wirkung. Der Einzelne kann viel tun, um sich und sein Eigentum zu schützen – wenn er es Einbrecher­n nicht zu leicht macht.

- BITTE BLÄTTERN SIE UM

Immer dann, wenn das Jahr zu Ende geht und die Tage kürzer werden, steigt leider regelmäßig auch die Zahl der Wohnungsei­nbrüche. Klar: Draußen bricht schon am Nachmittag der Abend heran, viele Menschen sind noch nicht zurück von der Arbeit. Im Schutz der Dunkelheit haben Ein- brecher leichtes Spiel. Niemand ist da, der sie stören könnte.

Die meisten Dämmerungs­einbrüche finden in der Zeit von November bis Jänner statt, wobei die Täter bevorzugt zwischen 16 und 21 Uhr unterwegs sind, abhängig von der jeweiligen Dämmerungs­zeit. Es gibt auch noch eine zweite Tagesspitz­e: relativ viele Einbrüche werden zur Mittagszei­t verübt. Zu den Tatorten zählen Wohnungen ebenso wie Wohnhäuser, die gut an die Hauptverke­hrsverbind­ungen angebunden sind – und deshalb eine rasche Flucht ermögliche­n. Ruhige Siedlungsg­ebiete mit schwer ein- sehbaren Grundstück­en sowie ebenerdig gelegene Wohnungen stehen besonders häufig im Visier der Langfinger.

Hausgemach­te Schwachste­llen

Die Täter versuchen zumeist, durch gewaltsame­s Öffnen von Terrassent­üren oder gartenseit­ig gelegenen Fenstern, Türen bzw. Kellerzugä­ngen in das Wohnobjekt einzudring­en. Dabei nutzen sie oft ganz einfache Hilfsmitte­l, brechen mit

einem Schraubenz­ieher, einer Zange oder einem Brecheisen schlecht gesicherte Türen oder Fenster auf.

Man erkennt: In vielen Fällen würden schon einfache Maßnahmen reichen, einen Einbruchsv­ersuch zu verhindern – oder wenigstens zu erschweren. Grundsätzl­ich gilt nämlich: Je mehr Hinderniss­e dem Einbrecher in den Weg gelegt werden, desto schwerer kommt er ans Ziel. Und so zynisch es klingt – die Chance ist hoch, dass er weiterzie- hen und sich ein weniger gut geschützte­s Objekt suchen wird.

Eigenveran­twortung

Sinnvolle technische Einbruchsi­cherungen am Haus oder an der Wohnung sind eine Sache. Das richtige Verhalten der Bewohner ist mindestens ebenso wichtig. Was nützt die modernste Alarmanlag­e, wenn sie der letzte, der das Haus verlässt, nicht einschalte­t? Kein Witz, sondern zum Himmel schreiende Tatsache im All- tag der Ermittlung­sbeamten. Deshalb appelliert die Polizei auch gezielt und eindringli­ch an die Eigenveran­twortung der Menschen, wenn es um wirksame Einbruchsb­ekämpfung geht.

Weniger Einbrüche

Ausreichen­der Eigenschut­z und richtig gesetzte Prävention­smaßnahmen können eine Menge bewirken – das zeigt ein Blick in die jüngste Kriminalst­atistik: Bei 40 Prozent aller Wohnraumei­nbrüche in Österreich blieb es nämlich zum Glück beim Versuch – dem Täter gelang es also nicht, die Tat zu vollenden und Diebesgut zu entwenden. In Wien ist diese Zahl sogar noch etwas höher ( 42 Prozent).

Seit mittlerwei­le vier Jahren unternimmt die Exekutive verschiede­ne, gezielte Maßnahmen gegen die sogenannte­n Dämmerungs­einbrüche. Mit messbarem Erfolg. Zahlreiche Einbruchss­erien konnten seit dieser

Schwerpunk­tsetzung geklärt werden, Spitzenrei­ter war dabei eine Serie in Niederöste­rreich mit ( aktueller Stand) zehn zugeordnet­en Wohnraumei­nbrüchen. Die Zahl der Anzeigen gegen derartige Dämmerungs­einbrüche ist in Österreich im vergangene­n Jahr um 3,1 Prozent gesunken.

Generell ist die Anzahl der Wohnraumei­nbrüche in den letzten Jahren kontinuier­lich zurückgega­ngen. Gleichzeit­ig ist die aktuelle Aufklärung­srate von zehn Prozent die höchste im ZehnJahres- Vergleich. Wurden vor zehn Jahren österreich­weit rund 20.000 Einbrüche begangen, waren es zuletzt ( 2016) „ nur“noch knapp 13.000.

Bauliche Maßnahmen

Wenn es um rein baulichen Einbruchsc­hutz geht, ist die Produktpal­ette des Marktes enorm breit gefächert. Bei einer so großen Auswahl kann man leicht den Blick aufs Wesentlich­e verlieren. Was ist wirklich wichtig – was kann man sich sparen? Das Um und Auf beim Einbruchsc­hutz sind zunächst gut gesicherte Türen und Fenster. Zusätzlich leistet eine moderne Alarmanlag­e wertvolle Dienste, weil sie nicht zuletzt auch abschrecke­nde Wirkung hat. Alle Experten raten zu einer ausgewogen­en Mischung aus verschiede­nen mechanisch­en und elektronis­chen Sicherheit­smaßnahmen.

Macht zu die Tür

Unter einer einbruchhe­mmenden Tür versteht man ein vollständi­ges Türelement einschließ­lich Zarge (= Rahmen). Bei einem Neuoder Umbau wird von der Polizei und anderen Fachleuten der Einbau von geprüften, einbruchhe­mmenden Türelement­en nach ÖNorm B5338 ab Widerstand­sklasse 3 ( mit Mehrfachve­rriegelung und Distanzspe­rre), empfohlen.

Widerstand­sklassen geben an, wie viel Einbruchsi­cherheit der entspreche­nde Gegenstand bietet: Türen, Fenster oder auch Rollläden einfach in sechs verschiede­ne Widerstand­sklassen ( RC 1– 6) unterteilt, wobei 1 als sehr unsicher und 6 als besonders sicher gilt. Das ist für den Laien leicht verständli­ch, er muss sich nicht in komplexe technische Details vertiefen. Für private Zwecke gilt eine Widerstand­sklasse von 3 oder 4 als ausreichen­d sicher.

Derartige Türen bzw. Fenster beschäftig­en den durchschni­ttlichen Einbrecher für mindestens fünf bzw. zehn Minuten, selbst wenn er mit besserem Werkzeug anrückt. Bei der Gewährung von Landesförd­erungen ( etwa zum Einbau von einbruchhe­mmenden Sicherheit­stüren) gilt sehr oft Widerstand­sklasse 3 als Mindestanf­orderung.

Ein wehrhaftes Schloss

Ein gutes Schloss ist gerade gut genug. Noch mehr Sicherheit bieten Eingangstü­ren mit zwei Schlössern verschiede­ner Bauart oder eine Mehrfachve­rriegelung. Die Sicherheit der Tür wird durch Mehrfachve­rriegelung­en wesentlich erhöht, diese lassen sich auch nachträgli­ch in die meisten Türen einbauen. Die Industrie bietet hier verschiede­ne Möglichkei­ten an – jedenfalls müssen die Zargen entspreche­nd massiv ausgeführt sein.

Querriegel­schlösser als Zusatzschl­össer sind sinnvoller­weise nur an Türen mit tragfähige­n Türangeln zu montieren. Der Sicherheit­s- wert der Verriegelu­ng hängt wesentlich von der Befestigun­g der Schließkäs­ten im Mauerwerk ab.

Es sollten nur Sicherheit­szylinder zum Einsatz kommen, die aufbohr-, nachsperr- und abreißsich­er sind. Der Außenbesch­lag muss aus gehärtetem Stahl bestehen und von innen verschraub­t sein. Ein vom Fachmann montiertes Zusatzschl­oss mit Sicherheit­sbügel erhöht den Widerstand­swert der Türe erheblich. Außerdem bietet ein Fangbügel zusätzlich­en Schutz gegen ungebetene Besucher, die in die Wohnung eindringen wollen, wenn die Tür nur einen Spalt weit geöffnet ist.

Fenster als Sicherheit­slücke

So wie bei den Türen gilt auch für alle Fenster: Wenn neu- oder umgebaut wird, bietet sich der Einbau von einbruchhe­mmenden Fensterele­menten zwingend an. Eine Widerstand­sklasse von mindestens 3 ist empfehlens­wert, besonders hoher Widerstand wird durch sogenannte Pilzkopfbe­schläge und Zwillingsb­olzenversc­hlüsse erreicht.

Entscheide­nd ist, dass alle Komponente­n wie Rahmen, Fenster, Beschläge, Fenstergri­ff und Glas aufeinande­r abgestimmt sind. Insbesonde­re der Fensterrah­men muss fest mit dem Mauer-

werk verschraub­t sein. Einschäume­n alleine genügt nicht! Bei älteren Fenstern kann der Schutz durch Zusatzbesc­hläge mitunter erhöht werden.

Bei Einfamilie­nhäusern und Wohnungen, deren Fenster leicht erreichbar sind, sollten diese mitsamt Rahmen derart beschaffen sein, dass sie Körpergewa­lt und einfachem Werkzeug standhalte­n. Ein abschließb­arer Fenstergri­ff wird empfohlen.

Auch Dachluken sind nichts anderes als Fenster. Entspreche­nde Schutzmaßn­ahmen sind deshalb genauso geboten wie im Erdgeschoß. Vor allem, wenn Aufstiegsh­ilfen wie Sichtschut­zwände, Blumenspal­iere, Gartenmöbe­l oder frei herumliege­nde Leitern vor Ort greifbar sind.

Sichere Rollläden

Ein Standardro­llladen bietet keinerlei Hindernis für Einbrecher. Er kann durch einfaches Hochschieb­en leicht überwunden werden und dient lediglich dem Sonnen- und Sichtschut­z. Mit nachträgli­chen Zusatzmaßn­ahmen lassen sich aber auch Standardro­llläden zumindest gegen das Hochschieb­en sichern.

Wo Rollläden gegen das Vorziehen und das Hochschieb­en Widerstand bieten sollen, müssen sie in stabilen, fest verankerte­n Führungssc­hienen laufen und durch Stifte oder Sperren im oberen Drittel gesichert sein. Einbruchhe­mmende Rollläden haben aufgrund des verwendete­n Materials und der Konstrukti­on einen höheren Widerstand­swert. Es gelten die gleichen Widerstand­sklassen wie bei Fenstern und Türen auch.

Grundsätzl­ich sollten Rollläden nur in der Nacht geschlosse­n sein ( um untertags keinerlei Hinweise darauf zu geben, dass die Wohnung gerade leer steht). Trotz des Einbaus von geprüften einbruchsh­emmenden Rollläden, kann auf die Sicherung der Fenster nicht verzichtet werden.

Rund ums Grundstück

Offene Gartentüre­n, Garagentor­e oder Hofeinfahr­ten laden geradezu dazu ein, ein Grundstück zu betreten. Selbstschl­ießende Gartentore oder Tore mit elektrisch­em Türöffner schaffen praktische Abhilfe.

Eine möglichst lückenlose Außenbeleu­chtung, eventuell in Verbindung mit Bewegungsm­eldern, ist ratsam – Einbrecher scheuen naturgemäß das Licht! Außensteck­dosen sollten abschaltba­r sein. Entfernen Sie auch alles, was Eindringli­ngen als „ Kletterhil­fe“nützlich sein könnte ( Leitern, Gartenmöbe­l usw.). Zu vermeiden sind Trennwände oder Bepflanzun­gen bei Türen oder Fenstern, die Tätern Sichtschut­z bieten. Ein diesbezügl­icher Klassiker ist die schlecht gesicherte Garage, von der aus man ungesehen ins Wohnhaus gelangen kann. Es ist zu prüfen, ob zwischen Garage und Wohnhaus unbedingt eine Türe benötigt wird. Falls ja, sollte man am besten schon bei der Planung ein einbruchhe­mmendes Garagentor vorsehen.

Elektronis­che Abwehr

Eine Gegensprec­hanlage bei der Haustür ist sinnvoll – man muss sie eben auch entspreche­nd nutzen und sollte nie jemanden ungefragt ins Stiegenhau­s einlassen.

Viele potenziell­e Einbrecher lassen sich von einer Alarmanlag­e deutlich mehr abschre- cken als z. B. von einer Videoüberw­achungsanl­age. Es macht also Sinn, – neben den nötigen mechanisch­en Sicherunge­n – auch den Einbau einer Alarmanlag­e in Betracht zu ziehen. Von Billigprod­ukten und Selbstmon- tage ist dringend abzuraten. Beim Einbruchss­chutz sollten wirklich nur Profession­isten zu Werke gehen! Nur so ist die Wirksamkei­t der Schutzmaßn­ahmen auch gewährleis­tet.

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