Pistorius erneut vor Gericht
Gericht prüft Pistorius- Urteil Staatsanwältin fordert längere Haftstrafe:
ER ERSCHOSS seine Freundin Reeva Steenkamp ( li.) und wurde dafür 2016 zu sechs Jahren Haft verurteilt. Wirklich Reue zeigte Oscar Pistorius ( re.) keine, dafür aber viel Selbstmitleid. Mit dieser Begründung fordert die Staatsanwältin in Südafrika nun eine härtere Strafe.
JOHANNESBURG. War es ein Unfall oder Rache? Der Fall Oscar Pistorius beschäftigt erneut die Juristen. Erst im Juli 2016 verurteilte das südafrikanische Gericht den beinamputierten Ex- Sprinter wegen Totschlags an seiner Freundin zu sechs Jahren Haft. Die Staatsanwältin fordert jedoch ein härteres Strafmaß. Nun sollen fünf Richter die Entscheidung überprüfen.
Er lief auf Karbon- Prothesen zum Sieg, holte sechs Goldmedaillen, galt in Südafrika als Nationalheld. Bis zum verhängnisvollen 14. Februar 2013. Mit vier Schüssen tötete Oscar Pistorius seine Freundin Reeva Steenkamp, ein aufstrebendes Model.
Bei seiner Anhörung beteuerte der Sportler, seine Partnerin für einen Einbrecher gehalten zu haben. Die Richterin Thokozile Masipa milderte das Strafmaß daraufhin im Juli 2016 wegen Totschlags von üblicherweise 15 auf sechs Jahre herab – Begründung: Pistorius sei ein gefallener Held, er habe sein Karriere verloren, er sei finanziell ruiniert. Nun müsse er die Chance haben, sich zu rehabilitieren.
Das Urteil sorgte in Südafrika für Empörung. Die Staatsanwältin Andrea Johnson fordert nun ein härteres Strafmaß. „ Pistorius zeigte viel Selbstmitleid, aber keine wirkliche Reue“, erklärte sie am Freitag vor dem obersten Berufungsgericht. Zudem habe der 30Jährige noch immer keine schlüssige Erklärung für sein Handeln gegeben. Pistorius’ Anwalt wies die Anschuldigung zurück: „ Er ist ein gebrochener Mann.“Fünf Richter sollen nun das Urteil überprüfen.
Eine Entscheidung wird für die kommenden Wochen erwartet. Steenkamps Mutter June verfolgte die Verhandlung in Bloemfontein, der inhaftierte Pistorius erschien nicht zu dem Prozess.