Schönheit einer versunkenen Welt
Staatsoper, Strauss- Tage: Neumeiers „ Joseph Legende“, „ Verklungene Feste“
Ballettchef Manuel Legris hat ein Glanzstück der Ballettgeschichte wiederaufgenommen: John Neumeiers Choreografie von Richard Strauss’ „ Josephs Le- gende“kam in erster Fassung 1977 an der Staatsoper heraus. 2015 gestaltete Neumeier eine zweite, die nun zu den StraussTagen herausgeputzt wurde.
Seit der Wiener Erstaufführung der 1914 für Paris komponierten „ Josephs Legende“umgibt das Stück auch hier ein Hauch des Sensationellen. Neumeier trifft die schwüle Atmosphäre im Hause Potiphars, die Sehnsucht seiner Frau nach Liebe und Lust, aber auch die unschuldige und deshalb so verführerische Reinheit des gekauften Sklaven Joseph.
Neumeier schickte dafür als Gäste die fulminante Patricia Friza und den smarten Belgier Géraud Wielick. In weiteren zwei Aufführungen traten zwei der Besten des Staatsballetts an: Rebecca Horner, Potiphars Frau, die mit wilder Intensität Joseph jagt, und Denys Cherevychko, der weniger naiv als sendungsbewusst den Joseph sicher und überzeugend tanzt. Jakob Feyferlik ist ein verhaltener Engel, Eno Peci ein hoheitsvoll herrischer Herr Potiphar.
Verspielt, kapriziös, aber auch dekadent und mit dem Duft von Abschied gestaltet Neumeier zum Einstieg Strauss’ „ Verklungene Feste“, nach Clavecin- Stücken Couperins. Erinnerungen an eine Welt von gestern, die an einer noblen Festtafel noch einmal zelebriert werden. Vermutlich zum letzten Mal. Ein im Bewegungsspiel feinsinnig komponiertes Stück, das in perfekter Balance getanzt wird. Gerrit Prießnitz am Pult leitet das Staatsopernorchester mit Schwung, Eleganz und prächtiger Farbigkeit.