Verraten und verkauft
Kurze Zeit haben sie Oberwasser gespürt, die Kurden im Irak und auch in Syrien. Die Welt hat sie gebraucht im Kampf gegen die Terrorbanden des Islamischen Staates ( IS). In Syrien war es vor allem ( von den USA unterstützten) kurdischen Einheiten der sogenannten YPG zu verdanken, dass der IS so gut wie geschlagen werden konnte. An die 3000 Kämpfer und auch Kämpferinnen
der YPG haben dabei ihr Leben verloren. Im Norden des Irak und bei der Rückeroberung von Mossul starben rund 1500 kurdische Peschmerga im Kampf gegen den Islamischen Staat.
Trotz oder gerade wegen dieser Opfer fühlten die Kurden sich bis vor Kurzem so stark wie nie zuvor. Das führte zu einem Unabhängigkeitsreferendum in IrakischKurdistan – mit der Folge, dass Bagdad den Kurden alle Gebiete wieder abnahm, die sie im Kampf gegen den IS eingenommen und besetzt hatten. Proteste dagegen gab es nicht, das Referendum war international bereits im Vorfeld abgelehnt worden.
Und auch jetzt, da die türkische Armee in das Kurdengebiet im Norden Syriens einmarschiert ist, halten sich die internationalen Proteste stark in Grenzen. Der IS ist in Syrien schließlich so gut wie besiegt. Vor der Tatsache, dass sich die Türkei – um eigene Opfer möglichst zu vermeiden – auf islamistische Kämpfer anderer Gruppierungen im Norden Syriens stützt, werden die Augen verschlossen. Es gibt maximal Aufrufe zur „ beiderseitigen Zurückhaltung“.
Die Türkei will in jedem Fall verhindern, dass an ihrer Grenze im Norden Syriens ein zusammenhängendes, selbstverwaltetes Kurdengebiet entsteht, das den Kurden im eigenen Land zum Vorbild werden könnte. Russland lässt die Türken vorerst gewähren.
Und die Kurden müssen sich wieder einmal verraten und verkauft fühlen.