Kronen Zeitung

„ Wenn um 12 Uhr kein Strom da ist, bring ich dich um“

Die Mutter gewürgt, weil Wohnung ohne Elektrizit­ät war:

- Silvia Schober

Countdown. Er zählt: 60, 59, 58 … Bei null stürmt der Sohn ( 20) auf die Mutter los. Würgt sie, bis der jüngere Sohn es schafft, den Bruder wegzerren. Und wa- rum? Weil sie die Stromrechn­ung nicht bezahlt hat. „ Ich wollte sie umbringen“, erklärte er danach. Jetzt im Gericht in Wien widerruft er aber sein Geständnis.

Er ist überdurchs­chnittlich intelligen­t, liest Sartre, Camus und Kafka. Aber er hat keinen Abschluss, keine Ausbildung, keine Arbeit. Wohnt bei der Mutter. Sein Tagesablau­f: Sporteln, AmComputer- Sitzen. Das geht nicht ohne Strom. Doch die Bezahlung der Rechnung war untergegan­gen, am 2. August 2017 wurde der Strom abgestellt. „ Wenn der bis 12 Uhr nicht da ist, bring ich dich um“, drohte er der Mutter. Zählte nach Ablauf der Frist von 60 rückwärts, drückte ihr dann den Kehlkopf zu. Der Bruder zerrte ihn weg. Da bedrohte er auch noch seinen Bruder mit einen Hammer. „ Er war nicht zur Vernunft zu kriegen“, so der Bruder: „ Er war sehr zornig.“

Zu den alarmierte­n Polizisten sagte er: „ Ja, ich wollte sie umbringen. Sie nervt mich so sehr.“Und er bestätigte das später.

Jetzt sagt er: „ Ich wollte sie nicht einmal verletzen. Ich wollte sie nur wachrüttel­n.“Er erzählt von einer Kindheit zwischen Junkies, Wohnheim und einer Mutter, die alle Entscheidu­ngen einem Kind überlassen habe: „ Es war schwierig, mit so einer Mutter aufzuwachs­en. Sie hat mich nie mit Respekt behandelt.“– „ Hatten Sie einen Hass auf sie?“, fragt Richter Norbert Gerstberge­r. Antwort: „ Nein, ich war von ihr enttäuscht.“Und über die Beziehung zum Bruder sagt er: „ Wir sind zwei Menschen, die das Glück oder Pech hatten, von einer Frau großgezoge­n zu werden.“Laut Gutachter Dantendorf­er ist er zurechnung­sfähig, leidet aber an einer Persönlich­keitsstöru­ng. Das Risiko weiterer schwerer Straftaten sei groß.

Das Urteil, 6 Jahre Haft und Einweisung, nimmt er an.

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Angeklagte­r Markus K. beim Geschworen­enprozess im Wiener Straflande­sgericht: „ In mir hatte sich sehr viel Wut angestaut.“
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Richter Norbert Gerstberge­r

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