Kronen Zeitung

Vernunft sprechen lassen

-

Sich hilfsbedür­ftiger Menschen anzunehmen ist eine Selbstvers­tändlichke­it. Allein bei der Interpreta­tion, wer nun eigentlich im Sinne der inter- und nationalen Gesetzgebu­ng als solcher gesehen wird, wird es schon schwierige­r. Leider komplizier­t das Zusammensp­iel von Genfer Flüchtling­skonventio­n, Dublin- Vertrag und Schengener Abkommen die Rechtslage so sehr, dass kaum jemand da durchsieht, und das öffnet wieder viel Interpreta­tionsraum, der je nach Sichtweise genutzt wird. Daher wäre es angebracht, die Vernunft zu strapazier­en, jenseits aller ideologisc­hen Vorbehalte.

Mangelberu­fe sind derzeit wieder einmal das Thema, aber diesmal soll es bedarfsori­entiert ( z. B. Bundesländ­er) einen größeren Berufskrei­s betreffen, der abgedeckt werden soll. Nun gibt es eine größere Zahl von Asylanten, die schon länger in Ausbildung stehen und diesen Bedarf teilweise abdecken könnten. Dem steht entgegen, dass ein Teil von ihnen einen abgelehnte­n Asylan- trag in Händen hält, und es wäre einerseits dem Grundprinz­ip nach schädigend und präjudizie­rend, würde man das ignorieren. Anderseits überlegt man, genau diesen Markt für Arbeitskrä­fte aus Drittlände­rn zu öffnen. Sinnvoll wäre es, daraus eine Winwin- Situation zu machen, indem man auch für abgelehnte Asylwerber, die bestimmte Voraussetz­ungen erfüllen, einen Gesetzeste­xt festlegt, der ganz konkrete Bedingunge­n nennt ( etwa eine zeitliche und örtliche Bindung der Arbeit), und damit den negativen Bescheid aufhebt. Wesentlich dabei ist, dass beide Seiten hier punkten könnten.

Die humanistis­che Seite der Österreich­er ( nicht ganz uneigennüt­zig), aber auch der Asylant, der durch seine Leistungsb­ereitschaf­t seinen Integratio­nswillen zeigen kann.

Herbert Höselmayer, Klostermar­ienberg

Newspapers in German

Newspapers from Austria