Energieeffizient gebaut
Energieeffizienz, Ressourcenschonung und erneuerbare Energie sind heute gefragter denn je und stehen ganz oben auf der Wunschliste der BautrIger. Wir haben uns ein paar besonders energieeffiziente GebIude herausgepickt und nIher angeschaut.
Beispiel 1. Mit dem e4Ziegelhaus hat sich Familie Lugauer in Zwettl einen Energietraum erfüllt. Errich- tet aus Meisterhand und gefördert durch den Klima- und Energiefonds war es möglich, ein Haus mit Zukunft zu errichten. Das Herzstück des Hauses ist der Baustoff Ziegel, der mit massiven einschaligen Außenwänden für Luftdichte sorgt und durch die innenliegende Steinwolldämmung für extrem geringe Energieverluste. Selbst im harten Waldviertler Winter kommen die Lugauers ohne konventionelle Heizung und fossile Brennstoffe aus.
Sonnenenergie
Ein kleiner Holzkessel sowie die Energie der Sonne genügen bereits, um die vierköpfige Familie über die kalte Jahreszeit zu bringen. Diese wohlige Wärme ist nicht nur umweltschonend, son- dern sorgt auch für Energiekosten von etwa 700 € jährlich für rund 280 m ² beheizte Wohnnutzfläche. Auf eine Wohnraumbelüftung haben die Lugauers verzichtet, da die klimatischen Voraussetzungen von Ziegelhäusern für ein gutes Wohnklima stehen. Erneuerbare Energien sind das Kernelement des Hauskonzeptes. Sonne und Biomasse stehen dabei im Vordergrund. Dass Nachhaltigkeit ebenso punktet, liegt auf der Hand. Neben der Schonung der Umwelt, zählen vor allem die niedrigen Betriebs-, Wartungs- und Energiekosten. Darüber hinaus erfüllt das Haus bereits
heute die EU- Gebäuderichtlinie ab 2020, die besagt, dass der Anteil an erneuerbaren Energien um 20 % steigen und CO2- Emissionen um 20 % sinken sollen. „ Das e4Ziegelhaus steht für eine zukunftsorientierte, ganzheitliche Gebäudebetrachtung. Denn es ist erschwinglich, effizient, umweltfreundlich und absolut individuell. Darüber hinaus erfüllt es bereits heute die EU- Gebäuderichtlinie ab 2020 und bietet so eine echte Alternative zu anderen Hauskonzepten“, meint Franz Kolnerberger, GF der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH und Vorstand der Tondach AG. Das Bürohochhaus mit dem gewissen Plus
Ein gelungenes Beispiel für den Einsatz von Energieeffizienz ist das Plus- Energie Bürohochhaus der TU Wien. Es ist das weltweit erste Bürohochhaus mit dem Anspruch, mehr Energie ins Stromnetz zu speisen, als für Gebäudebetrieb und Nutzung benötigt wird.
Beispiel 2. Im Zuge einer Generalsanierung hat man aus dem TU- Bau ein Vorzeigeprojekt gemacht. Die Generalsanierung des Büroge- bäudes umfasste eine Nettogrundfläche von 13.500 m ² , verteilt auf 11 Stockwerken, rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TU Wien. „ Die maximale Belegung inklusive Seminarräume und Hörsäle beträgt insgesamt 1.800 Personen. Ziel des Projekts war die Erreichung des Plus- EnergieStandards primärenergetisch am Standort inkl. aller Bürogeräte und Server. Die Abdeckung des Primärenergiebedarfs erfolgt über die Fotovoltaikanlage, die Serverabwärmenutzung und die Energierückgewinnung der Auf- zugsanlage“, so Schöberl & Pöll, das für Bauphysik und Forschung zuständig war. Laut den Bauphysikern war der Kernpunkt für die Erreichung des Plus- Energie- Bürogebäudes die extreme Reduktion des Energieverbrauchs aller Bereiche und Komponenten im Gebäude, von Wärme über Kälte bis hin zu EDV- Arbeitsplatzgeräten und elektrischen Kleinkomponenten. Im Projekt wurden über 9.300 Komponenten aus 280 Kategorien aufgelistet, optimiert und
vom Forschungsteam freigegeben. Das integrale Gebäudekonzept demonstriert nicht nur eine neue Definition des Begriffes „ Energieeffizienz“, sondern vor allem auch eines: dass Plus- Energie- Bürogebäude nicht nur technisch, sondern vor allem auch wirtschaftlich realistische Konzepte für die Zukunft des Arbeitens am und im Gebäude darstellen.
Passivhaus Eisenstraße
Das Einfamilienhaus „ Passivhaus Eisenstraße“in St. Anton an der Jeßnitz in Niederösterreich wurde in Holzständerbauweise ausgeführt. Mit 925 Punkten erreicht es klimaaktiv Gold Standard.
Beispiel 3. Das Passivhaus Eisenstraße wurde auf einem 2.300 m ² großen Grundstück im Interkommunalen Betriebsgebiet und Dienstleistungszentrum Neubruck errichtet. Das Gebäude zeichnet sich durch zeitgemäße Architektur und Ausstattung aus – es nimmt Bezug auf regionstypische Bauformen entlang der Eisenstraße: Satteldach, viel Licht spendende Fenster, klare, schlichte Linien. In dieser Hülle verbirgt sich ein zeitgemäßer Kubusbau mit einer barrierefreien Zugangsrampe, verschiebbarem Sonnenschutz, einem großzügigen Terrassenbereich und einer Wohnfläche von rund 150 m ² . Das Plusenergiehaus deckt mit einer 3,5 kWp Photovoltaikanlage mehr als den eigenen Strombedarf. Die diffusionsoffene Bauweise und die CO2- geregelte Komfortlüftung sorgen für gesundes Raumklima und Wohlbefinden. Das Gebäude weist eine Energiekennzahl von 9,2 kWh/ m ² a nach der nationalen Berechnungsmethode
OIB auf. Die nötige Restwärme wird durch ein Kompaktgerät bereitgestellt. Eine Soleleitung ( 200 m) sorgt für die Vorwärmung der Frischluft sowie die passive Kühlung in den Sommermonaten. Der Energiebedarf für Warmwasser, Heizung und Lüftung liegt im Bereich von 1.800 kWh in elektrischer Form – sprich insgesamt bei rund 330 Euro pro Jahr. Es wurden fast ausschließlich ökologische Baustoffe verwendet. Bildlich gesprochen ist es „ atmungsaktiv wie eine Goretexjacke“und mit „ zwei Föns zu beheizen“, so die Mostviertler PassivhausExperten.
Der Clou: Die thermische Hülle beginnt erst bei der Holzbetonplatte. Der Keller wurde als frostfreie und wasserdichte Variante ausgeführt, die kostengünstig ist und sich ein Vorbild an früher üblichen „ Erdkellern“nimmt. „ Für uns war es im- mer ein maßgebliches Ziel, den Energiebedarf unseres Hauses von der Errichtung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung so gering als möglich zu halten und dabei mit ökologisch hochwertigen Materialien zu bauen und trotzdem ein leistbares Haus hinzustellen“, so Holzbauund Zimmermeister Adi Strigl. ( Red.)