Wohntrends vielfältiger denn je
Natürlicher Scandi Chic oder gediegenes Marmor- Ambiente, auf ein perfektes Maß reduzierte Wohnungseinrichtung oder zum üppig- bunten Mix fusionierter Boho- Style – die neue Einrichtungssaison zeigt sich so vielfältig und divers wie noch nie.
Der wichtigste Trend in der Einrichtungswelt lautet daher auch: Es gibt kein richtig oder falsch mehr. Nicht nur das Leben ist widersprüchlich – unsere Wohnungen sind es auch! Samt steht neben Betonoptik, reduziertes Design neben viel Textil und Grünzeug, modische Ultraviolett- Töne im Wohnzimmer neben einem dunkelgrünen Homeoffice in einem ansonsten nordisch- hell gehaltenen Ambiente. Alles existiert nebeneinander.
Das perfekte Heim
Die Einrichtungswelt ist ständig im Wandel: wer seine Wohnung in den letzten Jahren nicht ständig aufzuräumen Lust hatte und stattdessen lieber ausgiebig dekorierte, etikettierte den authentischen Laissez- fair- Stil einfach mit dem angesagten Label „ Gemütlichkeit“. Nun ist wieder vermehrt Ordnung angesagt, und Interior Designer verstecken den Alltag hinter Türen, in Kommoden oder im Keller. Für immer mehr Menschen wird das Einrichten von einer reinen Lust an der Sinnlichkeit zu einer Frage der Sinnhaftigkeit. Dabei geht es um mehr als Minimalismus oder einen bestimmten Stil: nämlich um Klarheit, Ordnung, Einfachheit. Dass diese neue Art des fast schon spartanisch wirkenden Interior Designs nichts mit Lustfeindlichkeit, sondern im Gegenteil gerade etwas mit Lust am – sparsamen – Dekorieren und einer neuen Art von Genuss zu tun hat, zeigt auch das idealtypisch gewählte Motiv der imm cologne- Kampagne „ Köln möbliert“, das in einer privaten Kölner Altbauwohnung inszeniert wurde. Zwei Stühle, ein Kaffee- Tisch, eine Va- se mit leuchtend roten Beeren- Zweigen. Alles vom Feinsten. Mehr braucht es nicht, denn man ist ja schließlich nur zu zweit. Aber eben nicht irgendwelche Stühle, Tische und Blumen. Wenn man sich auf weniges beschränkt, soll es auch genau das sein, was man sich wünscht. Schlicht, aber nicht ungemütlich soll das perfekte Heim sein. Moderne Möbel mit skandinavischem Touch scheinen dafür wie gemacht: nicht zu laut, sondern zurückhaltend, Traditionelles frisch interpretierend, mehrheitlich kleine und praktische Möbel mit Charme in angenehmer Farbgebung. Und Scandi Style ist schon lange kein skandinavisches Phänomen mehr. Auf der imm cologne zeigen auch Traditionsunternehmen wie Ligne Roset aus Frankreich oder Marken wie freistil Kollektionen und Einzelproduk- te, die sich gut mit dem skandinavischen Lifestyle verknüpfen lassen. Diese Tendenz ist beim Design von Wohnaccessoires und Leuchten schon seit einigen Jahren festzustellen. Viele Menschen sind auf der Suche nach reizarmen Räumen, um das moderne, informationsgeladene Leben zu bewältigen – dies gilt nicht nur für das Schlafzimmer.
Die neuen Klassiker
Kennerschaft beweist, wer als Möbel Designklassiker verwendet – oder eben solche, die es einmal werden können. Vorbild sind Klassiker der Moderne, meist in skandinavisch- klarer Formgebung. Als Materialien dominiert Massivholz, begleitet von dazu passenden Naturmaterialien wie Stein, Wolle oder wollartigen Textilien, Korb, Leder und Metall. Dabei ist die Fangemeinde
längst nicht mehr nur durch Geld, sondern durch Kennerschaft gekennzeichnet. In einer Zeit des Mix& Match braucht niemand mehr komplette Ausstattungen anzuschaffen – gekauft und gesammelt wird, was man findet und/ oder sich gerade leisten kann. Gleichwohl braucht das Besondere einen besonderen Rahmen, um richtig zur Geltung zu kommen. Kein anderer Einrichtungsstil geht eine so enge Verbindung mit der Architektur ein. Ob die Sessel Nihan und der Beistelltisch Nugget von der niederländischen Trendmarke Pode mal einen Stammplatz im Design- Museum finden werden, bleibt abzuwarten, doch eine erste Generalprobe im Museum für Angewandte Kunst Köln ( MAKK) haben die modernen Klassiker mit Bravour gemeistert.
Leben in Grün
Nachhaltig und schick wohnen mit Pflanzen und Grüntönen. Neben den von den Farbexperten ausgerufenen Trendfarben der Saison – Ultra Violett und Heart Wood – haben auch Grüntöne weiterhin Konjunktur, und zwar nicht nur in Fortsetzung der letzten Saison, sondern vor allem „ in Natur“: Grün- Nuancen flankieren perfekt den Trend zum Green Living, der für ein größer werdendes Angebot an Möbeln für gesundes Wohnen und Schlafen aus fairer und nachhaltiger Produktion sorgt. Green Living passt mit seinen Naturmaterialien und Pflanzen- Collagen sowohl zum skandinavisch inspirier- ten, natürlich- frischen Wohnstil als auch zum flippigen Boho- Style.
Marmor vereint Wohncharakter
Cleane Optik und Nachhaltigkeit im Bad werden für eine kleine Ewigkeit gebaut. So war es zumindest früher, als das private Bad in Keramik und Marmor als Prestige- Objekt zum architektonisch zementierten Selbstverständnis des Bürgertums gehörte. Und so solide wirkt es auch heute noch, wenn, wie hier, Materialien verwendet werden, die als Inbegriff der Langlebigkeit gelten: Stahl- Emaille, Keramik, Naturstein, Marmor. Dabei ist das Bad noch nie so modebewusst gewesen wie heute. Vielleicht also kein Zufall, dass gerade jetzt, wo so viel über Nachhaltigkeit gesprochen wird, Marmor wieder als Material für Böden und Wandverkleidungen, aber auch für Möbel wie Tische, Couchtische, Bänke, Beistellmöbel und Wohnaccessoires en vogue ist. Designer schätzen das langlebige Material nicht nur aufgrund seiner eleganten Ästhetik, sondern auch wegen seiner wertigen und nachhaltigen Eigenschaften. Heruntergebrochen auf Lifestyle- Sortimente wie Kerzenständer und Kissenhüllen in Marmoroptik wird das Material hingegen zur reinen Geste. Ernst genommen und mit anderen hochwertigen Werkstoffen kombiniert, kann Marmor aber gerade das Badezimmer tatsächlich zu einem Schmuckstück machen, das überdauert.