Hier imitierte Qualtinger Hitler
Unter Wiens Künstlerlokalen war’s stets ein besonderer Platz: Das Oswald & Kalb, einst Wohnzimmer und „ Kulttreff“der Wiener Avantgarde, ist heute ein Ort der Nostalgie – mit ausgezeichneter klassischer Küche!
Es waren die legendären Tage, als der Kunsthändler Kurti Kalb & Evelyn Oswald 1979 das Lokal in der Bäckerstraße vor allem für seine Künstlerfreunde gründeten. Wiens Avantgarde pilgerte damals noch allabendlich vom feudalen Neuwien mit den berühmten Gemälden zu Oswald und Kalb und dann ins Café Altwien ( der Kulttreff Café Sport, Helmut Qualtingers Lieblingstreff, war schon Geschichte).
Hier residierte die Wiener Avantgarde – und nicht nur die Künstler, die der Galerist Kalb vertrat. Wie Franz West, Hermann Nitsch, Günter Brus, Arnulf Rainer, Walter Pichler, Friedrich Achleitner u. v. a. Hier feierten auch Falco oder Klaus Maria Brandauer. In diesem Quartier der Bohème, wo der legendäre „ Herr Karl“Helmut Qualtinger mit seinen Hitler- Imitationen begeisterte, wurde meist bis in den Morgen „ getrunken, vorgetragen, musiziert, geküsst und diskutiert“, schrieb etwa Doris Krumpl.
Heute betreut Patron Stefan Sares den Kultplatz liebevoll. Wenn man auch nicht mehr die Bohème trifft, kommen doch Wiener wie Touristen gern, um Traditionsküche zu genießen.
Die Karte bietet Wienerisches – bei den Vorspeisen ( ab 8,80 Euro) etwa gebackene Blunznradln, zum Aufwärmen des Magens ausgezeichnete Selleriesuppe ( 4,70 Euro); bei den Hauptspeisen ( ab 12,50 Euro) na- türlich Wiener Schnitzel ( vom Kalb aus der Pfanne), klassischen Tafelspitz, Wildschweinrücken, Zwiebelrostbraten, Rindsbackerln, Rehragout usw. Eine Qual der Wahl. Zum Dessert ( ab 5,20 Euro) sollte man Maronimousse mit Sauerkirschen oder geeisten Schokolebkuchen mit Granatapfel versuchen. Solide Weinauswahl!
Ein Ausflug ins Wien der legendären Achtziger & Neunziger!