Lieber Klaus Bachler,
nun haben Sie sich als ehemaliger Direktor des Wiener Burgtheaters ( 1999 bis 2009) zur aufgeflammten # MeToo- Debatte um Ihren Nachfolger Matthias Hartmann zu Wort gemeldet. Im „ Kurier“.
Sie zitieren im Zusammenhang mit jenem offenen Brief, in dem 60 Burgmitarbeiter die diktatorische Leitung des Hauses unter Hartmann beklagen, hochgebildet aus Franz Grillparzers „ Ottokar“den Satz:
Und nach den Zeichen sollt es fast mich dünken, wir stehn am Anfang einer neuen Zeit.
Und diese soll, muss und wird Ihrer Überzeugung nach wie folgt aussehen: Vom Bühnenhandwerker bis zum Bühnenstar, vom Pförtner bis zum Indentanten begegnet man sich auf Augenhöhe, und der absolutistische Theaterherrscher hat keine Zukunft mehr.
Nix gegen Bühnenarbeiter & Portiere, Herr Bachler, aber so ein Theater mag ich nicht.
So ein normales, seriöses, bürgerliches, angepasstes, gut erzogenes Theater, geprägt von Wohlverhalten und Political Correctness, so ein demokratisches Theater ist mir ein Graus.
Rund um die Bühne muss es zugehen, Kampf geben, Widerstand, Auflehnung, Revolte . . .
. . . muss der absolutistische Theaterherrscher, der überzeugte und überzeugende Berserker der Bretter, die die Welt bedeuten, aber letztendlich obsiegen.
Sonst: Adieu, gutes Theater! Und wer wüsste das besser als Sie?