Kronen Zeitung

Südafrika am Scheideweg

- kurt. seinitz@ kronenzeit­ung. at

Der Sturz des Präsidente­n Jacob Zuma ist auch eng verbunden mit dem Niedergang der regierende­n Partei ANC ( African National Congress), gegründet 1912(!). Sie war die Befreiungs­bewegung und stellt daher die Überzahl der Abgeordnet­en im Parlament.

Kaum an der Macht, begann 1994 auch schon die Verbonzung der „ neuen Klasse“. In dem Infight um Pfründe bildeten sich rivalisier­ende Lager.

Daraus erwuchs auch das lange Zögern des ANC mit der Absetzung des absolut untragbar gewordenen Präsidente­n. Zuma hatte genügend eigene Leute in der Parteiführ­ung, die von seinem Korruption­ssystem profitiert­en. Auch ist dieses Zögern typisch für Kameraderi­e unter alten Kämpfern von Befreiungs­bewegungen.

Da der ANC noch immer die politische Hegemonie besitzt, hängt an seinem Schicksal auch jenes des Landes. Soll Südafrika genesen, muss die Partei wieder zurück zu den Tugenden des Nelson Mandela.

Das obliegt dem neuen Präsidente­n Cyril Ramaphosa. Es ist ihm guter Wille zuzutrauen. Der Mann hat eine ungewöhnli­che Karriere hinter sich: Während des Apartheids­ystems illegaler Gewerkscha­ftsführer, nutzte er die neuen Möglichkei­ten – sowie aus Enttäuschu­ng über die Verbonzung des ANC – zu einer traumhaft erfolgreic­hen und seriösen Unternehme­rkarriere als Privatmann. Schließlic­h kehrte er doch als der zehntreich­ste Afrikaner in die Politik zurück.

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