Kronen Zeitung

Vom Sorgenkind zum Amokläufer

Er prahlte mit Waffen

- Alexandra Halouska/ Ed Ricker

PARKLAND. „ Trouble kid“– das „ Problemkin­d“: So nannten die Teenager der Marjory Stoneman Douglas Highschool ihren Mitschüler Nikolas Cruz. Im Internet stellte der 19- Jährige seine Waffen zur Schau, empfand Lust am Töten von Tieren und bezeichnet­e Massenschi­eßereien als „ Gruppenthe­rapie“. Am Valentinst­ag verübte er das drittschwe­rste Schul- Massaker in der US- Geschichte. 17 Menschen sind tot, weitere 14 verletzt.

Mit einer halb automatisc­hen Waffe, einem Haufen Munition und einer Gasmaske marschiert­e Nikolas Cruz am Mittwoch in seine ehemalige Schule in Parkland, US- Staat Florida. Gegen 14.40 Uhr ( Ortszeit) zündete der 19- Jährige eine Rauchbombe, löste den Feueralarm aus und lockte seine Opfer in die Falle. „ Die Kinder strömten verstört aus den Klassen. Dann startete das Gemetzel“, schildert Senator Bill Nelson die Szenen. Blut, Panik, Schreie: Als die ersten Schüsse fielen, verschanzt­en sich die Schüler unter Tischen, versteckte­n sich in Spinden, schickten ihren Eltern stumme Hilfeschre­ie per SMS. Ein Mädchen schrieb: „ Mama, sollte ich das nicht überleben: Ich liebe dich.“Der Schüler Alex sah seinen Lehrer sterben: „ Wir rannten in unsere Klasse. Als mein Lehrer die Tür schließen wollte, wurde er erschossen.“

Rucksack- Verbot auf dem Schulgelän­de

Nach seiner Tat floh der Amokschütz­e, wurde jedoch von der Polizei geschnappt. Dass Cruz zu solch einer Gewalttat fähig war, wundert in der Stoneman Douglas High School niemanden.

Im Internet posierte er mit Waffen, prahlte mit seiner Gewehrsamm­lung und bezeichnet­e Massenschi­eßereien als „ Gruppenthe­rapie“. Seinen Mitschüler­n erzählte er, Ratten, Frösche und andere Tiere „ abgeknallt“zu haben. Am Ende verbot ihm die Schulleitu­ng sogar, einen Rucksack zu tragen. Letztlich flog der Waffennarr aus mehreren Disziplina­rgrün-

den von der Schule: Wegen eines Streits mit dem neuen Freund seiner Ex und weil er andere Frauen belästigt hat. Bei einer Diskussion über Amokläufe hatten mehrere Kinder Bedenken geäußert, dass Cruz auch einmal zum Attentäter werden könnte. . .

Im September 2017 erhielt das FBI einen Hinweis über einen Internet- Nutzer namens Nikolas Cruz, der diesen Kommentar unter einem Video hinterließ: „ Ich werde ein profession­eller Schul- Todesschüt­ze sein.“Dem Fall wurde aber offenbar kaum Beachtung geschenkt.

Mutter verstarb mit 68, Zuflucht in der Armee

Im November verlor Cruz seine Mutter Lynda ( 68), seither soll der 19- Jährige an Depression­en gelitten haben. Sein Adoptiv- Vater Ross war bereits vor zehn Jahren gestorben. Zuletzt fand der Vollwaise Zuflucht in einem Programm der Armee. Warum niemand die Zeitbombe entschärft­e, darauf müssen die Behörden nun Antworten finden. Bürgermeis­ter Beam Furr: „ Wir haben die Zeichen übersehen“. US- Präsident Donald Trump äußerte sich zum Ruf nach schärferen Waffengese­tzen nicht. In seiner Rede sprach er den Angehörige­n sein Beileid aus und bezeichnet­e den Täter als „ psychisch gestört“.

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Sanitnter brinzen einen Verletzten ins Krankenhau­s. Ein Paar verlnsst traumatisi­ert die Schule.
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Ein Bub filmte, wie sich seine Mitschüler verstecken.
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Der Moment der Festnahme: Cruz wird gefesselt. Er verübte die Tat mit einem legal erworbenen Gewehr vom Typ AR- 15 ( Symbolfoto) und wurde wegen 17- fachen Mordes angeklagt.

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