Kronen Zeitung

Ganz im Zeichen aktueller Ängste

Wiener Festwochen 2018: Von Marthaler bis „ Hyperreali­ty“( 11. Mai bis 17. Juni)

- Stefan Musil

Die Festwochen haben 2018 rund 40.000 Karten für 29 Programmpu­nkte plus die Eröffnung auf dem Rathauspla­tz aufgelegt. Nach dem Katastroph­enstart 2017 auf dem Niveau von Party- und Clubbingku­ltur möchte Festwochen- Intendant und Co- Geschäftsf­ührer Tomas Zierhofer- Kin heuer das alte Publikum wieder ein wenig versöhnen, aber auch neue Besuchersc­hichten anlocken.

Am Programm für die Eröffnung auf dem Rathauspla­tz wird noch gefeilt. Die Performanc­es bei freiem Eintritt in den „ Gösserhall­en“, wie das „ Performeum“des letzten Jahres in der Laxenburge­r Straße nun heißt, werden am 26. April präsentier­t. In einem Booklet, halb so dick wie vergangene­s Jahr, sind 29 Produktion­en versammelt. Das Budget beträgt 12,5 Millionen, 11,4 steuert Wien bei, den Rest Sponsoren.

Viel Performanc­e, Tanz, Film, Theater, Gastspiele! Darunter ein paar bekannte Namen. Allen voran Christoph Marthaler, dessen „ Tiefer Schweb“( Münchner Kammerspie­le) hier gastiert. Es geht um ein „ geheim operierend­es Fachgremiu­m, das in einer Unterwasse­rklau- sur- Druckkamme­r am tiefsten Punkt des Bodensees tagt“. Oder ImpulsTanz­Stammgast Boris Charmatz, der in „ 1000 gestes“ein Wimmelbild mit 23 Tänzern generiert.

Zierhofer- Kin thematisie­rt aktuelle Ängste, auch die Gefahr für das „ fragile Gebilde Demokratie“. Das Programm wirkt etwas strukturie­rter, nicht mehr so versponnen wie 2017.

Wer will, kann ab 11. Mai u. a. in eine „ Geisterbah­n der Angst“namens „ Phobiarama“steigen, die Dries Verhoeven aufbaut. Unter Musiktheat­er firmiert „ Winterreis­e“: Zur filmischen Dokumentat­ion aus einem ungarische­n Flüchtling­slager trägt ein Schauspiel­er Hans Zenders Bearbeitun­g von Schuberts „ Winterreis­e“vor. Zum Gedenkjahr hat Zierhofer- Kin „ Kamp“von Hotel Modern eingeladen. Die niederländ­ische Theatergru­ppe führt in einem Auschwitz- Modell den KZ- Alltag vor ( 2007 in Salzburg zu sehen).

Vom Thalia Theater in Hamburg kommt Aischylos’ „ Orestie“; Regie: Ersan Mondtag. Die österreich­isch- französisc­he Regisseuri­n Gisèle Vienne lässt in „ Crowd“15 Kids in Zeitlupe Rave tanzen, das Kollektiv „ Superama“hat für „ CHEKHOV Fast & Furious“Menschen zu Figuren aus Tschechow- Stücken befragt. Das National Theater of Korea gastiert mit „ Trojan Women“.

Eine Wiederaufl­age erlebt „ Hyperreali­ty“, das „ Festival for Club Culture“, das internatio­nale DJs ins F23 Liesing bringt.

 ??  ?? „ Wimmelbild“mit 23 Tänzern bei den Wiener Festwochen: Frankreich­s Tanzstar Boris Charmatz zeigt „ 10000 gestes“.
„ Wimmelbild“mit 23 Tänzern bei den Wiener Festwochen: Frankreich­s Tanzstar Boris Charmatz zeigt „ 10000 gestes“.
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Unterwasse­r- Klausur im Bodensee: Superstar Christoph Marthaler zeigt „ Tiefer Schweb“der Münchner Kammerspie­le.

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