Heftige Debatte um Reiter- Polizei
Bringt eine berittene Einheit in einer Großstadt wie Wien mehr Sicherheit? Das war die zentrale Frage, der Innenminister Herbert Kickl bei der Inspektion der Münchner Pferdestaffel auf den Grund ging. Ein „ Krone“- Lokalaugenschein.
MÜNCHEN/ WIEN. Eine geplante Polizeitruppe hoch zu Ross in der Bundeshauptstadt sorgt für heiße Debatten. In Bayern gibt es die Reiterstaffel seit 120 Jahren.
Aufsitzen! Hobby- Triathlet Kickl lässt es sich beim Lokalaugenschein nicht nehmen, sich selbst in den Sattel eines der 41 Münchner Polizeipferde zu schwingen. Um gleichsam vom hohen Ross einen realen Überblick über die Sicherheitsdebatte rund um die Rösser zu erlangen: Seit 120 Jahren hat die bayerische Reiterstaffel Erfahrung mit den vierbeinigen Kameraden! München, gleich groß wie Wien und mit ähnlichen Einsatzaufgaben, bietet beste Voraussetzungen für einen Vergleich. „ Das Wichtigste beim berit- tenen Dienst ist der Nahkontakt, die Bürgernähe zum Menschen“, so Polizeioberrat Peter Hartwich. Und: „ Pferde sind auch dort einsetzbar, wo keine Autos mehr fahren können, und sie dienen vor allem zur Deeskalation.“Konkret hat sich gezeigt, dass die erhabene Position den Polizisten einen Weitblick eröffnet. „ Keinesfalls geht es darum, etwa bei Demonstrationen gegen Menschen anzureiten“, so der Pferdeexperte. Berittenes brutales Vorgehen ist ein absolutes „ No Go“. Allein die Präsenz der bulligen mehr als 800 Kilo schweren Kameraden auf vier Hufen sorgt für Respekt! Und beim Anblick von „ Hercules“, einem Münchner Wallach mit einem Stockmaß ( Sattelhöhe) von 1,86 Meter wird auch dem „ Krone“- Reporter – selbst Hobbyreiter – ein wenig mulmig.
Wegen dieser respekteinflößenden Wirkung werden Reiterstaffeln oft bei Großereignissen wie Fußballmatches oder im Umfeld des Oktoberfestes eingesetzt. Dank der unübersehbaren Mächtigkeit von einem Dutzend Rössern gelingt es sogar, rivalisierende Fangruppen oder Hooligans auseinanderzuhalten. „ Die Pferde in der Mitte wirken gleichsam
Im ProBeBetrieB geht es darum, alle zum Teil offenen Fragen zu klÄren – von der Finanzierung Bis hin zum aktuellen Einsatzspektrum. Innenminister Herbert Kickl
beruhigend...“, schmunzelt eine Polizistin.
„ Und wo setzen Sie ihre Reiter noch ein?“, will Minister Kickl wissen. „ Natürlich in Grünbereichen wie im Englischen Garten, bei der Suche nach Vermissten im unwegsamen Gelände. Aber auch im innerstädtischen Bereich, wenn nach flüchtigen Tätern gefahndet wird“, so die Antwort. Wobei PferdePatrouillen nicht nur ein Gefühl der Sicherheit vermitteln: Polizisten werden zu Ansprechpartnern! Gleichzeitig wirkt der Ausblick über die Zäune in die Gärten der Vorstadtsiedlungen hinein durchaus präventiv. Sprich, wo Reiter kontrollieren, sind die Einbruchszahlen zurückgegangen. Kurzum: In vergleichbaren Wiener Siedlungen in der Donaustadt oder in Floridsdorf könnten sich ähnliche Erfolge einstellen.
Wilde Verfolgungsritte über Stock und Stein wie im Western sind natürlich aus- geschlossen. Polizeireiter sind dennoch keine Schönwetter- Reiter, sondern sitzen bei Minusgraden ebenso im Sattel wie bei 30 Grad Hitze. Dass die „ Kavallerie“mit Fußtruppen zusammenarbeitet, versteht sich von selbst. Und als dann im Blitzlichtgewitter der Fotografen das ministerielle Poli- zeipferd „ Karlo“in der Halle kurz durchgeht und zwei Galoppsätze nach vorne springt, pariert Kickl den Ausritt bravourös. „ Man darf nur die Zügel nicht aus der Hand geben“, scherzt er – und schwingt sich wie Django vom Pferd. Nächstes Jahr wird dann in Wien geritten.