Mit Kanzler Kurz kehrt jetzt der Kanzlerbonus zurück
Arbeit der Regierung wird bisher durchschnittlich benotet Aber der Regierungschef hat nach zwei Monaten Amtszeit steigende Werte
Die Begeisterung für die neue Regierung hält sich noch in Grenzen. Die Noten für die türkis- blaue Koalition fallen laut einer aktuellen Umfrage bisher eher durchschnittlich aus. Auch der Höhenflug der ÖVP ist vorerst gebremst. Ganz anders sieht es bei den Werten für Bundeskanzler Sebastian Kurz aus. Nach zwei Monaten Amtszeit legt Kurz in der Kanzlerfrage deutlich zu.
Vor einem Monat meinten 37 Prozent der befragten Österreicher, sie würden Sebastian Kurz direkt zum Kanzler wählen. Jetzt, Mitte Februar, sind die Werte für den Regierungschef noch um einiges besser. Der ÖVP- Chef käme bei einer ( fiktiven) Direktwahl des Kanzlers auf 43 Prozent der Stimmen. Mit der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz kann daher auch von einer Rückkehr des Kanzlerbonus gesprochen werden.
Christian Kern klar der Zweite
So etwas wie einen Kanzlerbonus hat es in Österreich schon länger nicht gegeben. Zwar waren Ex- ÖBB- Chef und SPÖ- Chef Christian Kern kurz nach seinem von langer Hand vorbereiteten Einstieg in die Politik in verschiedenen Umfragen Spitzenwerte bescheinigt worden. Aber seit Anfang des Jahres 2017 lag der sozialdemokratische KurzzeitKanzler mit konstanter Deutlichkeit hinter den Werten von Sebastian Kurz.
Aktuell muss Kern laut einer Unique- research/„ profil“- Umfrage überhaupt die schlechtesten Persönlichkeitswerte seiner politischen Laufbahn hinnehmen. Der SPÖ- Chef kommt nun nicht einmal mehr auf die Hälfte der Beliebtheitswerte von Sebastian Kurz. Nur noch 21 Prozent sehen Kern als ihren Wunschkanzler.
Schlechter als für Christian Kern schaut es nur für Heinz- Christian Strache aus. In der Kanzlerfrage bleibt der Vizekanzler bei stabilen 14 Prozent kleben.
FPÖ und SPÖ auf einem Niveau
Dafür darf sich der FPÖChef darüber freuen, dass seine Partei zumindest umfragemäßig jetzt auf einem Niveau mit der SPÖ liegt. Die Sozialdemokraten, die noch in der Opposition Fuß fassen müssen, haben zuletzt ein Prozent verloren, die Freiheitlichen ein Prozent dazugewonnen – damit sind sie jetzt bei 26 Prozent. Diese Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießende Momentaufnahmen und durch die Schwankungsbreite auch nicht überzubewerten.
Die ÖVP hätte demnach übrigens ein Prozent verlo- ren. Mit 34 Prozent der Stimmen käme die türkisschwarze Kurz- Partei aber noch immer deutlich auf den ersten Platz, wenn heute Nationalratswahlen wären.
Geht es Ende März so richtig los?
Die Stagnation der ÖVP auf – durchaus hohen – Umfragewerten mag vor allem damit in Zusammenhang stehen, dass die Regierung insgesamt bisher keine richtige Begeisterung auslösen konnte. So benoten 44 Prozent der Befragten die Leistungen der Koalition mit einem „ Befriedigend“. Ein „ Gut“kommt von 24 Prozent, aber lediglich zwei Prozent geben auf die bisher abgelieferte Arbeit von Türkis- blau ein „ Sehr gut“.
Aus den Regierungsparteien heißt es inoffiziell, dass man sich bis zur Präsentation des Doppelbudgets Mitte März in Zurückhaltung übe. Danach solle es aber so richtig losgehen.
Für den Fall, dass – wie von einigen Lobbys jetzt erwartet – einige weniger populäre Maßnahmen ins Haus stehen, könnte sich der immer klarer abzeichnende Kanzlerbonus von Sebastian Kurz für die Durchsetzung seiner Politik auch als notwendig erweisen.
Regierungschefs mit 60 Prozent Zustimmung
Aber selbst bei den hervorragenden Werten von Kanzler Kurz, gibt es Luft nach oben. Bei Vergleichen muss man allerdings weiter zurückgehen. Während es Wolfgang Schüssel, Alfred Gusenbauer, Werner Faymann und Christian Kern nie oder selten zu Phasen mit Kanzlerbonus gebracht hatten, lagen Bruno Kreisky und Franz Vranitzky in der Kanzlerfrage oft bei Werten jenseits der 60 Prozent. In ihren besten Zeiten erreichte auch Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel bis zu 64 Prozent.