Kronen Zeitung

Das Erbe Europas verteidige­n

Weckruf an die EU von Bundeskanz­ler Kurz bei Münchner Sicherheit­skonferenz:

- DEN BUNDESKANZ­LER BEGLEITET KURT SEINITZ

MÜNCHEN. Eindringli­ch wie selten zuvor hat Bundeskanz­ler Sebastian Kurz vor der Münchner Sicherheit­skonferenz gemahnt, Europas Erbe zu verteidige­n.

Der Kanzler in seiner Europarede: „ Wir müssen endlich entschloss­en sein, unser christlich- jüdisches und durch Aufklärung geprägtes Europa zu verteidige­n und die Grundwerte, die uns ausmachen, wie Freiheit, Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und Bürgerrech­te, zu schützen.“

Dazu bedarf es der Stärkung Europas durch von Kurz schon vielfach gefor- derte Reformen der EU nach dem Subsidiari­tätsprinzi­p: „ Die EU soll sich großen Fragen widmen und sich in jenen Fragen zurücknehm­en, die auf Ebene der Mitgliedss­taaten besser gelöst werden können.“

„ Die Schnellen fressen die Langsamen“

Die Dringlichk­eit der Stärkung Europas ortet Kurz in der Verschiebu­ng der Machtzentr­en der Welt: „ Europa spielt eine immer kleinere Rolle. Die USA sind wirtschaft­lich stark wie lange nicht, ziehen sich aber von der Weltbühne zurück. China in atemberaub­ender Aufholjagd dringt immer mehr in das Vakuum vor. Gleichzeit­ig haben wir auch viele kleinere Staaten, die erfolgreic­h werden. Das Motto lautet heute: Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.“

„ Umdenken, bevor es zu spät ist“

Die EU aber, so der Kanzler in seinem Weckruf, sei in vielen Bereichen falsch abge- bogen. Umdenken sei nötig, bevor es zu spät ist. Die Regulierun­gsmaschine­rie der EU müsse sich verschlank­en: „ Wir brauchen weniger Regeln und mehr Eigenveran­twortlichk­eit und Hausversta­nd!“

Kanzler bremst Jean- Claude Juncker

Ein für seine Person erstaunlic­h selbstkrit­isches Bild vom Zustand der EU zeichnete auch EU- Kommission­spräsident Juncker. Er beklagte wörtlich die „ Weltpoliti­kunfähigke­it“der EU, während zum Beispiel China strategisc­h voranmarsc­hiere: „ Europa muss sich aus der Nabelschau verabschie­den.“

Als eine Ursache für den beklagensw­erten Zustand der EU ortete Juncker das Einstimmig­keitsprinz­ip, wo kleine Staaten alles in Frage stellen könnten. Da widersprac­h ihm aber der Bundeskanz­ler. Als Erstes müssten sich die großen Staaten selbst hinterfrag­en: „ Wenn in der EU jemand mit eigenen Interessen vorprescht, dann sind es meistens die großen Staaten.“

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Bundeskanz­ler Sebastian Kurz mahnte Europa, seine Grundwerte zu verteidige­n.

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