Kronen Zeitung

Willkür- und Unrechtsst­aat

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Deniz Yücel ist frei. Und er ist wieder zurück in Deutschlan­d.

Die Freude darüber ist natürlich riesig, bei dem Journalist­en selbst, der mehr als ein Jahr unter abstrusen Beschuldig­ungen und ohne Anklage in türkischer Haft verbracht hat, bei seiner Familie, seinen Freunden, seinen Kollegen bei der Zeitung „ Die Welt“und natürlich in ganz Deutschlan­d. Gleichzeit­ig ist aber auch seine Freilassen der Beweis dafür, dass es in der Türkei an jeglichen rechtsstaa­tlichen Normen fehlt – genau so wie es schon seine Verhaftung war.

Yücel, der neben seinem deutschen auch einen türkischen Reisepass hat, sieht das auch selbst so. „ So wie meine Verhaftung nichts mit Recht, Gesetz und Rechtsstaa­tlichkeit zu tun hatte, hat auch meine Freilassun­g nichts mit alledem zu tun“, sagte er nach seiner Ankunft in Deutschlan­d.

Das Einzige, was in der Türkei zählt, ist der Wille von Präsident Erdoğan. Vor ein paar Monaten hatte der noch gesagt, solange er Staatschef sei, werde Yücel nicht aus der Haft entlassen werden. Er sei ein Terrorist und ein deutscher Spion. Jetzt aber, da die Türkei die Folgen der völlig zerrüttete­n Beziehunge­n zu weiten Teilen Europas vor allem wirtschaft­lich immer mehr zu spüren bekommt, hielt der Sultan es für opportun, Yücel zu entlassen. Und so ist es geschehen. Die Türkei ist ein Willkürund Unrechtsst­aat.

Natürlich freue er sich, sagt Yücel: „ Aber es bleibt etwas Bitteres zurück.“

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Der deutsche Journalist Deniz Yücel nach seiner Freilassun­g in Istanbul mit seiner Ehefrau Dilek Mayaturk Yücel.
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