Willkür- und Unrechtsstaat
Deniz Yücel ist frei. Und er ist wieder zurück in Deutschland.
Die Freude darüber ist natürlich riesig, bei dem Journalisten selbst, der mehr als ein Jahr unter abstrusen Beschuldigungen und ohne Anklage in türkischer Haft verbracht hat, bei seiner Familie, seinen Freunden, seinen Kollegen bei der Zeitung „ Die Welt“und natürlich in ganz Deutschland. Gleichzeitig ist aber auch seine Freilassen der Beweis dafür, dass es in der Türkei an jeglichen rechtsstaatlichen Normen fehlt – genau so wie es schon seine Verhaftung war.
Yücel, der neben seinem deutschen auch einen türkischen Reisepass hat, sieht das auch selbst so. „ So wie meine Verhaftung nichts mit Recht, Gesetz und Rechtsstaatlichkeit zu tun hatte, hat auch meine Freilassung nichts mit alledem zu tun“, sagte er nach seiner Ankunft in Deutschland.
Das Einzige, was in der Türkei zählt, ist der Wille von Präsident Erdoğan. Vor ein paar Monaten hatte der noch gesagt, solange er Staatschef sei, werde Yücel nicht aus der Haft entlassen werden. Er sei ein Terrorist und ein deutscher Spion. Jetzt aber, da die Türkei die Folgen der völlig zerrütteten Beziehungen zu weiten Teilen Europas vor allem wirtschaftlich immer mehr zu spüren bekommt, hielt der Sultan es für opportun, Yücel zu entlassen. Und so ist es geschehen. Die Türkei ist ein Willkürund Unrechtsstaat.
Natürlich freue er sich, sagt Yücel: „ Aber es bleibt etwas Bitteres zurück.“