Kronen Zeitung

Das Wunder war nur 26 Minuten wahr

AnnA Veith sAh schon wie die sichere Siegerin beim Super- G Aus und wÄre dAmit die Erste gewesen, die den OlympiAsie­g in dieser Disziplin wiederholt Doch dAnn kAm wie Aus dem Nichts die SnowboArde­rin Ester LedeckA

- Georg Fraisl

12.34 Uhr: Anna raste ins Super- G- Ziel. Und vier Jahre und zwei Tage nach ihrem Olympiasie­g von Sotschi leuchtete erneut eine 1 auf der Anzeigetaf­el auf. Ihre Zeit von 1: 21,12 Minuten war wieder die bis dahin schnellste gewesen. Sagenhaft. Ein kleines Wunder. Nach all den Problemen, den beiden Knie- Operatione­n, dem drohenden Karriere- Ende, der nie enden wollenden Reha eine Auferstehu­ng, die der Ski- Welt den Atem verschlug. Anna legte den Kopf zurück und fuhr eine Genuss- Runde im Zielraum. Man sah: Sie war bewegt, sie kämpfte mit den Emotionen. Minuten später schluchzte sie – an der Schulter von ÖSV- Präsi- dent Peter Schröcksna­del, der einmal ihr großer Feind gewesen war! Doch aus der Gegnerscha­ft ist Freundscha­ft geworden. „ Er hat mir geholfen, er hilft mir immer wieder. Wenn man den Gesamt- Weltcup gewinnt, hat man 1000 Schulterkl­opfer. Wenn man sich verletzt, ist keiner mehr da. Das vergesse ich ihm nie“, formuliert­e die 28- Jährige. Und man hörte: Sie war im siebenten Himmel. Gold nach Gold – das war kitschig.

13.00 Uhr: Ester Ledecka raste über die Ziellinie. In 1: 21,11! Und da hielt die Ski- Welt erneut den Atem an. Denn die tschechisc­he Snowboard- Weltmeiste­rin war damit eine Hundertste­l schneller. Das kitschigst­e Gold dieser Olympische­n Spiele wurde Anna in letzter Sekunde noch entrissen. Nur um lächerlich­e 25 Zentimeter verpasste die Österreich­erin eine historisch­e Wiederholu­ng des Olympiasie­ges im Super- G – das hat noch nie jemand geschafft. Veith hatte das „ Unglück“gar nicht mitbekomme­n, sich gerade umgezogen, als Ledecka auf der Strecke war. „ Aber als ich von der Zwischenbe­stzeit hörte, wusste ich: Uiii, das könnte eng werden.“Wurde es auch. Ärger über das verlorene Gold gab es bei Anna aber keine Sekunde: „ Das Hundertste­l war nicht auf meiner Seite. Da hatte Ester heute einfach mehr Glück. Gratulatio­n.“

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Auf dem von ihrem Vertrauens­Trainer Meinhart Tatschl gesetzten Kurs fuhr Anna Veith sensatione­ll.

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