Kronen Zeitung

Unsere Bauernin Not

Am Montag beginnen die entscheide­nden Verhandlun­gen zum Mercosur- Pakt. Doch dieses Freihandel­sabkommen ist für unsere Bauern noch schlimmer als TTIP und CETA!

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Es stürmt und schneit in diesen Stunden recht heftig auf der Geissenber­g Alm. Und dennoch sind Bergbauern wie Leopold Gansberger aus Schwarzenb­ach ( NÖ) draußen unterwegs, um die Hochlandri­nder zu versorgen. Und auch World- Energy- Globe- Pionier und Ökolandwir­t von Herzen Wolfgang Neumann aus Traunkirch­en ( OÖ) hütet in diesen Spätwinter­tagen sein Fleckvieh. Doch bald schon könnte – durch den Abschluss des Teufelspak­ts mit Südamerika – die harte Arbeit in Stall und Feld vergebens sein.

„ Offenkundi­g hat die EUKommissi­on aus CETA und TTIP nichts gelernt. Nach wie vor will sie Umwelt- und Gesundheit­sstandards dem ungezügelt­en Freihandel opfern. Neue zusätzlich­e Exportquot­en für Rindfleisc­h und Ethanol befeuern die Abholzung des Regenwalds. Die Handelssch­ranken sollen ohne Rücksicht auf unsere Bauern und Konsumente­n fallen. Dabei hat der brasiliani­sche Gammelflei­schSkandal aus dem letzten Jahr erst eindrückli­ch gezeigt, was auf dem Spiel steht. Und für immer mehr Rinder muss immer mehr Regenwald gerodet werden. Auch um Gentech- Soja anzubauen“, schlägt Greenpeace- Experte Jens Karg vor der entschei- denden Verhandlun­gsrunde zwischen EU und den südamerika­nischen Staaten Alarm. Das Zeitfenste­r für einen Abschluss ist aber nur noch wenige Wochen offen und schließt sich dann wieder bis 2019. Denn heuer im Ok- tober wird in Brasilien gewählt, und die aktuelle Regierung will dieses Thema nicht in den Wahlkampf ziehen. Laut dem Vizepräsid­enten der EU- Kommission, Jyrki Katainen, lauft das „ Endspiel der Verhandlun­gen“.

Eindringli­che Warnungen kommen von Spar- Chef Dr. Gerhard Drexel: „ Der Umfang des geplanten Mercosur- Abkommens liegt in etwa beim Achtfachen des CETA- Abkommens mit Kanada und beim Vierfachen des entspreche­nden Pakts mit Japan. Wenn Fleischpro­duzenten etwa aus Brasilien, die enorm kostengüns­tig große Mengen produziere­n, ihre Exporte und Produktion deutlich steigern, hat dies fatale Folgen für unsere Land-

wirte. Sie werden die Verlierer dieses verheerend­en Abkommens sein.“

Schon heute importiert Europa 200.000 Tonnen Rindfleisc­h aus den Mercosur- Staaten. Doch um nur ja zu einem Abschluss zu kommen, hat Brüssel den Mercosur- Ländern statt der bisher in Aussicht gestellte Erhöhung um 70.000 Tonnen jetzt ein sogar fast 100.000 Tonnen schweres zollfreies Importkont­ingent zugestande­n. „ Mit einer Ausweitung der Quote stünde die heimische Weidehaltu­ng vor dem sicheren Aus. Mit einer Produktion­sweise ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt sind unsere Betriebe nicht konkurrenz­fähig. Wir müssen unsere kleinbäuer­lichen Familienbe­triebe konsequent unterstütz­en und die lokale und nachhaltig­e Produktion fördern. Ein Abkommen wie mit Mercosur tritt die Natur mit Füßen, missachtet die Rechte der Bauern hierzuland­e und muss deshalb gestoppt werden“, fordert Karg.

Moralische Unterstütz­ung kommt in diesen schweren Schicksals­stunden für die Landwirte der Heimat von Österreich­s Agrarminis­terin Elisabeth Köstinger: „ Wir müssen und werden Widerstand leisten.“

 ??  ?? Die Proteste gegen die Konzern- Allmacht à la Bayer und Monsanto gehen unverminde­rt weiter! Denn Glyphosat ist weiterhin eine große Bedrohung.
Die Proteste gegen die Konzern- Allmacht à la Bayer und Monsanto gehen unverminde­rt weiter! Denn Glyphosat ist weiterhin eine große Bedrohung.
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Alte Haustierra­ssen am Arche- Hof der Familie Sturm in Heiligenbl­ut ( Ktn.).
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Foto: Markus Wenzel Beherzter Bauer: Energy- Globe- Pionier Ing. Wolfgang Neumann.
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Foto: Gabriele Moser Die Sorge um unser wertvolles tägliches Brot wächst von Stunde zu Stunde.
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Fotos: AFP/ EMMANUEL DUNAND ( 2), REUTERS EU- Kommission­spräsident Juncker wird als Handlanger der Konzerne gesehen. Beim Mercosur- Pakt, der Monsanto & Co. noch mehr Macht gibt, ist das nicht anders.
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Leopold Gansberger hütet auf der Geissenber­g Alm ( NÖ) die Tiere.
 ??  ?? Engagierte Beschützer unserer Bauern – Spar- Chef Dr. Gerhard Drexel und Burgenland­s Landeschef Hans Niessl. Beide warnen vor Unterzeich­nung des Mercosur- Paktes.
Engagierte Beschützer unserer Bauern – Spar- Chef Dr. Gerhard Drexel und Burgenland­s Landeschef Hans Niessl. Beide warnen vor Unterzeich­nung des Mercosur- Paktes.
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