H.- C. Strache und seine Rollen
Der Kosovo als „ Teil Serbiens“, der ORF als „ Ort von Lügen“und als i- Tüpfelchen das Wort „ Satire“: FPÖ- Chef H.- C. Strache hat diese Woche kräftig ausgeteilt und muss jetzt sogar Kritik vom Bundespräsidenten einstecken. Telefon- Konferenz mit dem Spo
WIEN. FPÖ- Chef, Sportminister, Vizekanzler. Im Interview mit Conny Bischofberger spricht H.- C. Strache ( 48) über diesen Spagat – und seine Kritik am ORF.
Es ist schon Abend in Pyeongchang, als H.- C. Strache Samstagmorgen Wiener Zeit auf seinem Handy abhebt. Er sitzt im Auto, auf dem Weg vom Österreich- Haus zurück ins Hotel, und freut sich, ganz in seiner Rolle als österreichischer Sportminister, über die Erfolge der heimischen Olympiateilnehmer.
Sie sind nicht der Einzige, der scharfe Postings schreiben kann. Christian Kern fragt sich auf Facebook – Stichwort deutsch- nationale, schlagende Burschenschafter –, ob Sie bei den Olympischen Spielen eigentlich Österreich oder Deutschland die Daumen drücken?
Was soll ich auf so einen Unsinn bitte sagen? Ist doch selbstverständlich, dass ich für unser wundervolles Österreich, für Rot- Weiß- Rot die Daumen drücke. Unsere Athleten leisten Großartiges.
Ärgern Sie sich über solche Angriffe?
Wer mich ärgern kann, bestimme ich immer noch selber. – Lacht. – Aus dem Herrn Kern spricht wohl die Frustration darüber, als Bundeskanzler mit der kürzesten Amtszeit in die Geschichte einzugehen, als jemand, der bei seiner ersten demokratischen Wahl gleich eine klare Absage erhalten hat.
Sie haben diese Woche für Schlagzeilen am laufenden Band gesorgt. Erst die Verwirrung um Ihre Kosovo- Aussage,
dann der Frontalangriff gegen den ORF, gefolgt von Aschermittwochs- Sticheleien. Gehen Sie zu weit?
Ich gebe zu, dass die Form meiner überspitzten Kritik etwas deftig war. Aber der Inhalt bleibt. Es häufen sich, um es höflich auszudrücken, beim ORF massive Fehlleistungen. Ich nenne nur den Skandal um den bewusst manipulierten und zusammengeschnittenen Beitrag mit dem Tiroler FPÖ- Obmann Abwerzger. Ohne unseren Protest wäre hier die persön- liche Existenz eines Menschen vernichtet worden, indem der ORF ihn wider besseres Wissen als Antisemiten dargestellt hat. Kurz davor wurde in einem Bericht über den Transit- Gipfel in München ausgerechnet der österreichische Verkehrsminister Norbert Hofer boykottiert. Das sind Entwicklungen, die mich sprachlos machen, so etwas hat im öffentlichrechtlichen Fernsehen nichts verloren. Zum Kosovo: Meine Aussage bezog sich klar auf die Rechtsansicht Serbiens, natürlich trage ich die österreichische Position, dass der Kovoso unabhängig ist, als Vizekanzler mit.
In welcher Stimmung haben Sie das Posting gegen Armin Wolf verfasst?
Irgendwann ist man als Mensch zu Recht verärgert, und Kritik an den ORF- Entwicklungen ist berechtigt. Das war mein Ausdruck der Kritik.
Aber Armin Wolf hat ja mit der Kürzung des Tiroler Beitrags überhaupt nichts zu tun.
Meine Satire vom Faschingsdienstag nahm Bezug auf eine Eigenwerbung des ORF, eine Werbung mit Armin Wolf. Der ORF- TirolBeitrag wurde außerdem auch in der „ ZiB 2“gespielt, und dort ist Armin Wolf, wenn ich richtig informiert bin, stellvertretender Chefredakteur. Eine Entschuldigung habe ich von ihm nicht gehört.
Warum haben Sie sich dann bei ihm entschuldigt?
Ich habe ihn kontaktiert, um ihm zu versichern, dass das nicht persönlich gemeint, sondern gegen den ORF all- gemein gerichtet war und Kritik und Satire möglich sein muss. Klar, er sieht das anders, und das muss man respektieren.
Ist Satire ein Stilmittel des Vizekanzlers?
Selbstverständlich darf der Vizekanzler das eine oder andere auch satirisch betrachten. Tucholsky sagte: Was darf Satire? Alles. Die „ Freiheit der Kunst“haben ja nicht die Linken für sich gepachtet. Wir sind außerdem alle Menschen mit Schwächen und manchmal mit Situationen konfrontiert, die Ärger auslösen. Berechtigten Ärger und berechtigte Kritik.
Sogar der Herr Bundespräsident hat Sie quasi verwarnt. Verunglimpfungen . . . stellen die Pressefreiheit infrage, sagte er. Macht Sie das nicht nachdenklich?
Ich habe größten Respekt vor Presse- und Meinungsfreiheit, aber noch einmal: Wenn der öffentlich- rechtliche Rundfunk bewusst die Realität ins Gegenteil verdreht, dann ist es keine Übertreibung, wenn man sagt, dass das Fehlentwicklungen sind, dass sich die Fälle manipulativer und tendenziöser Berichterstattung häufen. Wenn es um die Kritik an meiner überspitzten Satire geht, gebe ich dem Herrn Bundespräsidenten recht. Ich hätte mir aber schon erwartet, dass er auch den skandalösen Anlassfall meiner Kritik anspricht.
Hat Kanzler Kurz eigentlich unter vier Augen ein ernstes Wort mit Ihnen gesprochen?
Wir brauchen kein ernstes Wort miteinander zu reden. Ich habe ihm aber diese Ent-
Meine wähler erwarten sich, dass ich der mensch bleibe, der ich bin. Ich werde in keine anderen rollen schlüpfen.
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wicklungen noch einmal dargelegt.
Die geplante ORF- Reform wird durch die aufgeheizte Stimmung nicht leichter werdem, geben Sie mir da recht?
Ich glaube, dass wir uns in aller Ruhe und Sachlichkeit mit diesen Dingen auseinandersetzen werden. Dazu wird es die Medienenquete geben, die vor dem Sommer beginnt und vonseiten der Bundesregierung vereinbart wurde. Man muss einfach erwarten können, dass ein öffentlichrechtlicher Sender neutral und objektiv berichtet.
Täuscht der Eindruck, dass es Ihnen schwerfällt, von der Rolle des Oppositionspolitikers in die Rolle des Vizekanzlers zu wechseln, der Regierungsverantwortung trägt?
Die Menschen, die mich gewählt haben, erwarten sich, dass ich der Mensch bleibe, der ich bin. Ich werde in keine anderen Rollen schlüpfen. Deshalb setzen wir ein freiheitliches Wahlversprechen nach dem anderen um. Entlastung kleiner Einkommen, Familienbonus, Kürzung der Mindestsicherung für Asylanten, Verschärfung des Sexualstrafrechts, mehr Sicherheit, Stopp der illegalen Migration. Das fordern wir seit zwölf Jahren, und jetzt geht es in die Umsetzung.
Sie sind bekennender Gegner des Raucherschutzes, zu dem jetzt das Volksbegehren gestartet wurde. Könnte es sein, dass die Stimmung in der Bevölkerung gekippt ist?
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das nicht so ist. Die Menschen wollen nicht, dass der Staat alles zwanghaft vorgibt und regelt, sie wollen als mündige Bürger frei und selbstbestimmt entscheiden. Wir sind mündige Bürger!
Kann der Raucher Strache da vielleicht privat und Politik nicht trennen?
Das ist Unsinn. Es geht um die Freiheit! Um die Frage, wo wir mit Zwangsverordnungen hinkommen? Zuerst wird Rauchen verboten, dann Alkohol und dann vielleicht auch noch der Schweinsbraten, weil er ungesund ist. Das ist keine Entwicklung, die ich haben möchte.
Herr Strache, wer ist eigentlich Ihr Korrektiv?
In meinem engsten Umfeld gibt es nur sehr wenige Menschen. Am nächsten steht mir meine Ehefrau. Sie ist gleichzeitig auch meine wichtigste Beraterin.
Die form meiner vorwürfe war etwas deftig, aber der inhalt bleibt. Beim orf häufen sich fälle von tendenziöser, manipulativer berichterstattung.