Der provozierte Einmarsch
Wahr ist, dass die syrische Kurdenmiliz YPG der natürliche Verbündete des Westens im Kampf gegen den Islamischen Staat war und ist. Ihr laizistisches Gesellschaftsmodell, in dem die Gleichberechtigung eine ganz wichtige Rolle spielt, kommt unserem Gesellschaftsmodell näher als vieles andere im Nahen Osten. Zudem haben sich die Kämpfer und Kämpferinnen der YPG mit Unterstützung der USA als schlagkräftige Speerspitze gegen den IS bewiesen.
Die in der Türkei herrschende Meinung, dass die YPG der syrische Arm der ( auch in Europa und den USA) als Terrororganisation eingestuften PKK ist, stimmt allerdings auch. Selbst die amerikanischen Geheimdienste, von denen die YPG mit Spezialeinheiten unterstützt wird, teilen diese Ansicht.
Aus Ankaras Sicht ist die US- Hilfe für die YPG also Zusammenarbeit mit Terroristen. Dennoch hätte Erdoğan wohl noch einige Zeit zugesehen, hätte der Nato- Verbündete USA seine Zusagen eingehalten. So hatten die Amerikaner versprochen, dass die Kurden sich, sobald das militärisch vertretbar sei, auf die östliche Seite des Euphrat zurückziehen würden. Das ist in der Folge aber nicht passiert. Im Gegenteil, die Kurden drängten weiter Richtung Westen. Und dann fabulierten die Amerikaner auch noch von einer 30.000 Mann starken kurdischen Grenztruppe, die aufzustellen gedenken.
Das war Erdoğan zu viel. Damit haben die USA den türkischen Einmarsch in Nordsyrien provoziert . . .