Kronen Zeitung

„ Nur Reis kann ich keinen mehr sehen“

Marc el H irsc her im ersten Interview als Doppel- Olympiasie­ger: Wann er sic h b einahe üb ergeb en hätte, welc he Gefahr für ihn am Würstelsta­nd droht – und warum er kurz vor dem Durc hdrehen war

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Marcel, sogar erfahrene Ski- Reporter waren beim Riesentorl­auf extrem nervös. Du wirktest so gelassen, als ob du gerade irgendein Bezirkscup- Rennen vor dir hättest: Bist du wirklich so cool?

Ja, irgendwo schon. Wenn man das Privileg hat, 55 Rennen im Weltcup gewonnen zu haben, dann denkt man: , Was geschieht, wenn ich ausfalle?‘ Und kommt zum Schluss: , Nichts!’ Entspreche­nd gelassen geht man gewisse Sachen an. Ich muss mich da immer an den WM- Slalom 2013 in Schladming erinnern. Ich vorne, 60.000 Menschen an der Strecke, was weiß ich wie viele vor den TV- Geräten – und alle haben erwartet, dass ich gewinne. Ich dachte, die killen mich, wenn ich es nicht schaffe. Und ganz ehrlich: Ich habe mich damals vor dem Start fast angespiebe­n. Aber ein gewisser Druck war doch auch jetzt da, oder?

Sicher. Aber vor allem von der Öffentlich­keit. Nur bekommst du das alles hier nicht so mit. Daheim kannst zu keinem Würstelsta­nd gehen, ohne dass du irgendeine Schlagzeil­e über dich siehst. Hier besteht die Gefahr nicht. Aber letztlich ändert das nichts. Wenn ich nicht so viel Erfahrung hätte, hätte ich durchgedre­ht bei den ganzen Abstimmung­ssorgen, die wir in den letzten Tagen so hatten. Und wenn mich wer fragt, ob jetzt der Druck weg ist, sage ich klipp und klar Nein. Weil im Slalom alle wieder das Gleiche erwarten. Wieder Gold.

Und falls du dort eine dritte Goldene holst: Bleibst du dann nicht doch für den Teambewerb da, um vielleicht sogar vier zu gewinnen, was bei ein und denselben Spielen noch nie wer geschafft hat?

Nein, auf keinen Fall. Ich fliege sofort heim. Ich habe nächste Woche wieder Weltcup, und da ist wegen der Zeitumstel­lung jeder Tag wertvoll. Abgesehen davon: Sorry an die Menschen in Asien, aber es passt hier schon vieles – nur Reis kann ich keinen mehr sehen.

Obwohl die Koreaner jetzt mitbekomme­n haben dürften, wer Marcel Hirscher ist: Beim Riesentorl­auf waren die Tribünen fast voll!

Stimmt. Aber die sind sicher nicht wegen mir gekommen. Sondern weil es ein Sonntag war . . .

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Marcel beim Siegerkuss mit Freundin Laura und bei den Ehrungen
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