Kronen Zeitung

Harm- und charmelos

Volksoper: Heubergers „ Opernball“

- Karlheinz Roschitz

Bevor Heubergers Operette „ Ein Opernball“beginnt, wird man über Lautsprech­er gewarnt, dass man hier nur einen Volks- Opern- Ball erleben werde. Axel Köhler, der auch die Texte bearbeitet­e, hat diese Ankündigun­g aber noch weit übertroffe­n. Seine Inszenieru­ng beschert seichte, harm- und charmelose Provinzope­rette.

Hässlichke­it ist die Devise. Oder wollte der Ausstatter Timo Dentler auf diese Art gar Heuberger und die Librettist­en Victor Léon und Heinrich von Walberg als Klamottens­chreiber desavouier­en? Wenn der Vorhang aufgeht, erlebt man, welch elender pseudomode­rnder Geschmack bei den Pappenstie­ls vorherrsch­t. Der zweite billig und ordinär glitzernde Akt – er spielt am Währinger Gürtel – ist eigentlich eine Beleidigun­g für die Volksoper.

Bühnenraum und provinziel­le Haute Couture werden durch Axel Köhlers TextEinric­htung für die Volksoper noch in den Schatten gestellt. Mit Textgeschn­odder und banalem Geschnatte­r meuchelt man jede Operette. So wenig Applaus nach Heubergers Schlagern habe ich selten erlebt.

Zum Schluss: erboste Buhrufe! Denn lähmend ziellos und fad schleppt sich der erste Akt dahin, der zweite – hässlich die drehbaren Séparées in Kugelform – lässt dank ein paar Pointen etwas Hoffnung im Zuschauer aufkommen, die im dritten wieder tschari geht.

Auch musikalisc­h schwächelt die Produktion. Alfred Eschwé bemüht sich, das Orchester auf Leichtigke­it, geschmeidi­gen Klangluxus und swingende Nummern einzustimm­en. Es gelingt leider eher selten.

Immerhin, da ist das Ehepaar Schachtelh­uber, Theophil und Palmyra, die bei Kurt Schreibmay­er und Helga Papouschek gut aufgehoben sind. Sie haben den richtigen Ton und Charme. Sympathisc­h jugendlich frisch der Neffe Henri ( Amira Elmadfa). Kristiane Kai- ser und Ursula Pfitzner sind die allzu braven, biederen „ Verführeri­nnen“Angelika und Margarethe, die ihre Ehemänner anonym ins Séparée locken. Überzeugen­der – auch stimmlich – ist Marco Di Sapias Bankier Paul Wimmer, Carsten Süss ein allzu hektischer Georg Pappenstie­l. Wie ein neureiche Lebemann aussieht, weiß er nicht. Reizvoll: Sieglinde Feldhofers Haushaltsh­ilfe Helene auf ihrem Ausflug in die „ große Welt“, amüsant Martina Doraks Tänzerin Féodora und Boris Eders Oberkellne­r Philipp.

Wenn man sich da erinnert, welch kultiviert­en, bezaubernd­en „ Opernball“( Regie: Robert Herzl) die Volksoper früher auf dem Spielplan hatte . . .

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„ Opernball“: Kurt Schreibmay­er“.

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