Harm- und charmelos
Volksoper: Heubergers „ Opernball“
Bevor Heubergers Operette „ Ein Opernball“beginnt, wird man über Lautsprecher gewarnt, dass man hier nur einen Volks- Opern- Ball erleben werde. Axel Köhler, der auch die Texte bearbeitete, hat diese Ankündigung aber noch weit übertroffen. Seine Inszenierung beschert seichte, harm- und charmelose Provinzoperette.
Hässlichkeit ist die Devise. Oder wollte der Ausstatter Timo Dentler auf diese Art gar Heuberger und die Librettisten Victor Léon und Heinrich von Walberg als Klamottenschreiber desavouieren? Wenn der Vorhang aufgeht, erlebt man, welch elender pseudomodernder Geschmack bei den Pappenstiels vorherrscht. Der zweite billig und ordinär glitzernde Akt – er spielt am Währinger Gürtel – ist eigentlich eine Beleidigung für die Volksoper.
Bühnenraum und provinzielle Haute Couture werden durch Axel Köhlers TextEinrichtung für die Volksoper noch in den Schatten gestellt. Mit Textgeschnodder und banalem Geschnatter meuchelt man jede Operette. So wenig Applaus nach Heubergers Schlagern habe ich selten erlebt.
Zum Schluss: erboste Buhrufe! Denn lähmend ziellos und fad schleppt sich der erste Akt dahin, der zweite – hässlich die drehbaren Séparées in Kugelform – lässt dank ein paar Pointen etwas Hoffnung im Zuschauer aufkommen, die im dritten wieder tschari geht.
Auch musikalisch schwächelt die Produktion. Alfred Eschwé bemüht sich, das Orchester auf Leichtigkeit, geschmeidigen Klangluxus und swingende Nummern einzustimmen. Es gelingt leider eher selten.
Immerhin, da ist das Ehepaar Schachtelhuber, Theophil und Palmyra, die bei Kurt Schreibmayer und Helga Papouschek gut aufgehoben sind. Sie haben den richtigen Ton und Charme. Sympathisch jugendlich frisch der Neffe Henri ( Amira Elmadfa). Kristiane Kai- ser und Ursula Pfitzner sind die allzu braven, biederen „ Verführerinnen“Angelika und Margarethe, die ihre Ehemänner anonym ins Séparée locken. Überzeugender – auch stimmlich – ist Marco Di Sapias Bankier Paul Wimmer, Carsten Süss ein allzu hektischer Georg Pappenstiel. Wie ein neureiche Lebemann aussieht, weiß er nicht. Reizvoll: Sieglinde Feldhofers Haushaltshilfe Helene auf ihrem Ausflug in die „ große Welt“, amüsant Martina Doraks Tänzerin Féodora und Boris Eders Oberkellner Philipp.
Wenn man sich da erinnert, welch kultivierten, bezaubernden „ Opernball“( Regie: Robert Herzl) die Volksoper früher auf dem Spielplan hatte . . .