Kronen Zeitung

Putins Kalkül ist aufgegange­n

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Wladimir Putin hat das Ziel des russischen Militäreng­agements in Syrien stets klar formuliert: Das Land darf nicht zerfallen, es muss in seinen heutigen Grenzen erhalten bleiben. Auf taktisch sehr gewagte Weise ist der Kreml- Chef diesem Ziel jetzt wieder einen Schritt näher gekommen. Er hat die eigentlich nach zumindest teilweiser Autonomie strebenden Kurden wieder in die Arme von Assad getrieben.

Ohne Zustimmung aus dem Kreml hätte der türkische Präsident Erdoğan niemals in die nordsyrisc­he Kurdenprov­inz Afrin einmarschi­eren können. Putin aber ließ Ankara gewähren. Aus zwei Gründen: erstens, um den mit der kurdischen YPG- Miliz verbündete­n Amerikaner­n eins auszuwisch­en und das ohnehin zerrüttete Verhältnis zwischen den NATO- Partnern Türkei und USA weiter zu belasten, und zweitens, um den Kurden klarzumach­en, dass es Grenzen gibt für ihre Autonomieb­estrebunge­n.

Und Putins Kalkül ist aufgegange­n. Bedrängt durch türkische Panzer und mit Ankara verbündete islamistis­che Milizen, haben die Kurden sich hilfesuche­nd an Damaskus gewendet. Und Assad hat militärisc­he Unterstütz­ung gegen die Türkei und deren Verbündete zugesagt. Im Gegenzug werden die Kurden – die in ihrer Mehrheit Assad nie ganz abgelehnt haben – Loyalität zusichern müssen.

Wladimir Putin, der die Kurden auch an einer neuen Verfassung für Syrien mitarbeite­n lässt, hat sich wieder einmal als eiskalter Stratege erwiesen.

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