Putins Kalkül ist aufgegangen
Wladimir Putin hat das Ziel des russischen Militärengagements in Syrien stets klar formuliert: Das Land darf nicht zerfallen, es muss in seinen heutigen Grenzen erhalten bleiben. Auf taktisch sehr gewagte Weise ist der Kreml- Chef diesem Ziel jetzt wieder einen Schritt näher gekommen. Er hat die eigentlich nach zumindest teilweiser Autonomie strebenden Kurden wieder in die Arme von Assad getrieben.
Ohne Zustimmung aus dem Kreml hätte der türkische Präsident Erdoğan niemals in die nordsyrische Kurdenprovinz Afrin einmarschieren können. Putin aber ließ Ankara gewähren. Aus zwei Gründen: erstens, um den mit der kurdischen YPG- Miliz verbündeten Amerikanern eins auszuwischen und das ohnehin zerrüttete Verhältnis zwischen den NATO- Partnern Türkei und USA weiter zu belasten, und zweitens, um den Kurden klarzumachen, dass es Grenzen gibt für ihre Autonomiebestrebungen.
Und Putins Kalkül ist aufgegangen. Bedrängt durch türkische Panzer und mit Ankara verbündete islamistische Milizen, haben die Kurden sich hilfesuchend an Damaskus gewendet. Und Assad hat militärische Unterstützung gegen die Türkei und deren Verbündete zugesagt. Im Gegenzug werden die Kurden – die in ihrer Mehrheit Assad nie ganz abgelehnt haben – Loyalität zusichern müssen.
Wladimir Putin, der die Kurden auch an einer neuen Verfassung für Syrien mitarbeiten lässt, hat sich wieder einmal als eiskalter Stratege erwiesen.