Kronen Zeitung

Auf dem größten Schein ist eine Frau abgebildet

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Es ist neun Uhr früh. Und fühlt sich an wie mitten in der Nacht. Das Licht ist an, sagt man, aber keiner daheim. Die olympische­n Nächte sind lang, da dauert es eben, bis Südkorea richtig in die Gänge kommt.

Der Kiosk ist auch noch zu. Naja, fast. Um genauer zu sein: Das Mädel ist gerade dabei, den Laden zu öffnen. Aber auch ihre Nacht scheint eher von der gröberen Sorte gewesen zu sein, sie hantiert da hinterm Tresen wie ein Roboter im Energiespa­r- Modus.

Sie zeigt auf den kleinen Bildschirm neben der Kassa. 6400 Won. Dann nimmt sie den 50.000er- Schein in Empfang und drückt einen Kassenknop­f. Die Schublade geht auf und ist . . . leer. Völlig leer. Kein Schein, keine Münze, nicht ein einziger Chon. Nix. Absolut nichts.

Der Chon ist die Unterwähru­ng des Won, hat aber praktisch keine Bedeutung mehr. Da ist der Wert zu gering. Die 6400 Won für einen Kaffee, einen Orangensaf­t und eine kleine Schokolade sind umgerech- net 4,80 Euro. – 10 Won sind gerade mal ein europäisch­er Cent. Dementspre­chend ist der 50.000- er rund 38 Euro wert. Also auch nicht die Welt, obwohl man sich recht großmännis­ch vorkommt, wenn man den größten Schein Südkoreas auf den Tisch des Hauses, Pardon, Kiosks, haut.

Ja, richtig gelesen: Die Banknote im Wert von 38 Euro, die einzige, auf der übrigens eine Frau abgebildet wird, ist der größte Schein. Praktisch, wenn man für den Wochen- Einkauf aus- rückt – da nimmst am besten gleich einen Geldtransp­orter und lässt den eigenen Wagen stehen.

Wie das im koreanisch­en Leben funktionie­rt? So wie auch das Problem mit der leeren Kasse gelöst wird. Mit Plastikgel­d.

Ohne Karte hast du schlechte Karten in Südkorea, hat schon der Reiseführe­r behauptet. Und die Erfahrunge­n bestätigen den Satz. Bares ist nur auf den traditione­llen Märkten Wahres – und selbst dort fischt man im Zweifelsfa­ll ein Kartenlese­gerät hervor. Geschäft ist eben Geschäft.

Meist gelten überall die gängigen Kreditkart­en. Im olympische­n Bereich wird aber nur die des Sponsors Visa akzeptiert, dort wird oft sogar Bargeld abgelehnt.

Den Geschäftss­inn haben sie gemeinsam, die Koreaner und das IOC.

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