„ Wir haben Respekt vor der Musik“
Staatsoper: William Christie & David McVicar gestalten Händels „ Ariodante“( 24.)
Erstaufführung von Händels „ Ariodante“an der Staatsoper ( 24. 2.): Als Dirigent holte man William Christie, der mit seinem Ensemble „ Les Arts Florissants“sein Debüt im Haus am Ring gibt. In der Titelrolle: die Britin Sarah Connolly.
„ Wenn Händel ein starkes Libretto hatte, hat er gute Musik geschrieben“, sagt William Christie. „ Ich stelle , Ariodante‘ in eine Reihe mit der , Alcina‘ und , Orlando‘. Ein wichtiges Stück voll außergewöhnlicher Orchesterfarben.“
Händel schrieb den „ Ariodante“für seine erste Spielzeit im Covent Garden Theatre, London. Die Uraufführung 1735: ein grandioser Erfolg. Dabei stand Händel auch die berühmte Tänzerin Marie Sallé samt ihrer Truppe zur Verfügung. Also komponierte er viel Tanzmusik, für die auf einer Episode aus Ariosts „ Orlando furioso“basierende Oper. „ Wir spielen so viel von dieser Ballettmusik, wie ich es noch nie in einer szenischen Produktion gesehen habe“, freut sich Christie, für den Tanzmusik zu oft gestrichen wird: „ Das hat meist mit den Regisseuren zu tun, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Schauen sie sich Gluck an. Welch großartige Ballettmusik hat er komponiert! Doch wer hat die Tänze aus der Pariser Fassung des , Orphée‘ je erlebt?“
David McVicar ist für Christie der richtige Regisseur. Er schätzt dessen szenische Fantasie, seinen „ Respekt vor der Musik“. Im Sommer werden die beiden auch ihre Erfolgsproduktion von Händels „ Giulio Cesare“von 2005 in Glyndebourne einstudieren.
William Christie, Galionsfigur der Alten Musik und leidenschaftlicher Lehrer, stammt aus Buffalo. Er hat in Harvard und Yale Klavier, Orgel, Cembalo und Musikwissenschaften studiert. 1971 ging er nach Paris, gründete 1979 seine „ Arts Florissants“, mit denen er die von ihm geliebte französische Barockmusik wiederentdeckte.
Alte Musik im großen Opernhaus, in der Staatsoper? Christie erinnert an das Théâtre des Tuileries für 6000 Personen, oder an die 3000 Besucher, die das 1737 eröffnete Teatro di San Carlo in Neapel fasste: „ Das waren alles andere als kleine Häuser! Die Staatsoper ist für Händel nicht problema- tisch. Die Akustik ist tadellos! Und wenn man Sänger hat, die eine gute Technik und eine gute Diktion besitzen, funktioniert das perfekt!“