Wenn letzte Dinge berauschen
Musikverein: Krassimira Stoyanova & Wiener Virtuosen
Die Wiener Virtuosen baten zur musikalischen Sonntags- Soirée in den Musikverein. Mit Werken von Strauss und Wagner blieb man ganz bei sich und begleitete den kostbaren Sopran von Krassimira Stoyanova behutsam durch die „ Vier letzten Lieder“. Mendelssohns „ Italienische“machte den glanzvollen Abschluss.
Wenn sie ganz ungestört, also ohne Dirigent, musizieren dürfen, wird es gerne besonders wienerisch philhar- monisch. Die Wiener Virtuosen, die sich flexibel aus den Reihen des Parade- Orchesters in diversen Kammermusikbesetzungen formieren, führten das zur Freude des Publikums im Goldenen Saal vor.
Und dann die Stoyanova : Sie ist ein Weltstar, eine der meistgefragten Sopranistinnen, aber liebenswürdig bescheiden. Von der Wiener Staatsoper aus machte sie Weltkarriere. Heute singt sie an der Met, der Scala, Londons Covent Garden, Zürich, Berlin, München, bei den Salzburger Festspielen – sensationell ihre „ Rosenkavaliermarschallin“–, am Teatro Colón usw. Mit kleiner Streicherbesetzung zunächst beim Streich- sextett aus „ Capriccio“von Strauss. Im warm fülligen, beredsamen Zusammenspiel der Streicher wurde man von Strauss’ wehmütig schwärmender spätromantischer Raffinesse umgarnt.
Noch etwas melancholischer ließ dann Krassimira Stoyanova ihren so verinnerlicht jubelnden Sopran bei den „ Vier letzten Liedern“strömen. Spätestens ab dem Lied „ Beim Schlafengehen“war man dank der weiten Bögen, die Stoyanova herrlich aufzuspannen wusste, gänzlich gefangen.
Die Virtuosen begleiteten, nun weit größer besetzt, einfühlsam im aparten Arrangement von James Ledger. Nach Wagners Geburtstagsgruß an seine Cosima, dem „ Siegfried- Idyll“, das auch ohne Jubiläum zu gefallen wusste, durfte zum Finale noch Mendelssohns „ Italienische“frohlocken. Mit Temperament, aufgeräumt und in schöner Spiellaune, aber doch auch immer ganz philharmonisch im Klang. Da ließen sie im Winter die Sonne des Südens wieder scheinen. Begeisterung und herzlicher Jubel!