Anwalt als Anlagebetrüger?
Duo soll 1,2 Millionen Euro mit vorgetäuschten Investments ergaunert haben
Den seriösen Anzug hat er gegen den schlichten Wintermantel eingetauscht, den Verteidigerplatz im Wiener Gericht mit der Anklagebank: Anlagebetrug wird dem ehemaligen Anwalt ( 48) vorgeworfen. Es geht um satte 1,2 Millionen Euro. Vorsätzlich böswillig will er nicht gehandelt haben – nur „ gutgläubig“, sagt er jetzt.
Mit einem Mitangeklagten ( 69) verabredete der Anwalt laut Staatsanwältin Martina Semper „ 2007, mit Anlagebetrügereien ihren Lebensunterhalt aufzubessern“. Sie täuschten Investment- Möglichkeiten vor, gründeten Scheinfirmen: „ In Wirklichkeit hat es keine einzige Investition gegeben. Außer in die eigene Tasche.“Das hätte in 21/ Jah2 ren 1,2 Millionen gebracht.
Darunter das Erbe einer alten Frau, mittlerweile verstorben. „ Wo ist das Geld hin, kann ich mir jetzt die Jacht abholen?“, fragt ihr Privatbeteiligtenvertreter.
Geht es nach dem Angeklagten, sollte man wohl mit ihm Mitleid haben: „ Ich bin grippig“, erklärt der Ex- Anwalt. Und sein Kumpane kam gar nicht erst: Seine Nervenerkrankung habe sich verschlechtert, er müsse in München betreut werden.
Fehlende Sicherstellungen, Belege, fragliche Barabhebungen und Überweisungen liegen dem Gericht vor – doch der Ex- Anwalt erklärt: „ Ich kann nicht mehr sagen, ob ich damals Zweifel hatte. Deshalb bekenne ich mich nicht schuldig.“Er habe sich mit dem Zweiten „ nicht verabredet, ich war nicht in Firmengründung und Kundenaquise involviert, habe keine Strukturen aufgebaut.“Daraufhin Richter Christian Böhm: „ Es hat auch keine gegeben.“
Der Ex- Anwalt will nur Vorgaben seines Mitangeklagten umgesetzt haben und sei dabei „ vielleicht zu gutgläubig“gewesen. „ Ach und wie lange waren Sie da schon Anwalt?“, kontert Richter Böhm. – Vertagt.